Wie wir gemeinsam den Menschen in der Ukraine helfen können

„Wenn Du einmal die Detonation einer Bombe gehört hast – das vergisst Du nie“

„Ich bin Ärztin – ich habe einen Eid darauf geschworen, anderen Menschen zu helfen“, erklärt Yulija. Sie ist selbst Mutter – trotzdem oder genau deswegen fährt sie immer wieder in die Nähe der Frontlinie, um anderen Frauen und ihren Kindern zu helfen. Yulija ist bei einem Krankenhaus in Kyiv angestellt. Regelmäßig fährt sie aber mit sogenannten mobilen Kliniken in Gebiete, wo die Gesundheitsversorgung nicht so gut ist wie in der Hauptstadt. Seit im Februar der Krieg in der Ukraine begonnen hat, ist das fast überall im Osten der Fall – vor allem da, wo gekämpft wird oder gekämpft wurde.

Hilfe vor allem in den umkämpften Gebieten

„Hier in Kyiv gibt es genügend gute Ärzte,“ sagt Yulija. „Ich möchte dort helfen, wo meine Hilfe dringender gebraucht wird.“ Deshalb steigt sie immer häufiger in die zu kleinen Krankenhäusern umgebauten Rettungswägen und fährt Stunde um Stunde Richtung Kriegsgebiet. „Es ist nicht nur die medizinische Hilfe, die wir leisten,“ berichtet sie. „Die Menschen haben durch uns auch das Gefühl, dass das Leben weiter geht und dass jemand an ihren Sorgen Anteil nimmt.“ Viele von Yulijas Patienten haben alles verloren und sind traumatisiert. „Wenn Du einmal gehört hast, wie eine Bombe wenige Häuser von Dir entfernt detoniert – das vergisst Du nie.“

Die Trauer um ihre Angehörigen ist allgegenwärtig in der Ukraine. Foto: PFR

humedica unterstützt die mobilen Kliniken, mit denen Yulija unterwegs ist, finanziell. „Es werden immer mehr zu mobilen Kliniken umgebaute Krankenwägen benötigt und die brauchen medizinische Geräte,“ erklärt Felix Dekant, der bei humedica das Projekt betreut. „Ich bin den Spendern sehr dankbar, die diese Hilfe möglich machen.“

Hilfe wird in den ukrainischen Kriegsgebieten quasi überall benötigt. Seit Beginn der Kampfhandlungen Ende Februar machen sich deshalb Woche für Woche LKW von der humedica-Zentrale in Kaufbeuren aus auf den Weg Richtung Osten. „Sie haben meist Medikamente und andere medizinische Güter geladen, mit denen wir Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen im ganzen Land unterstützen,“ erklärt Damien Marion, der bei humedica die Hilfsgütertransporte koordiniert. „Darüber hinaus verteilen unsere Partner Lebensmittel an all diejenigen, die durch den Krieg alles verloren haben. Jetzt im Winter ist es kalt. Strom fällt immer wieder aus. Energie zum heizen ist kaum zu bekommen. Wir verteilen deshalb auch Brennholz und Generatoren.“

Egal ob umgebauter Krankenwagen oder Gemeinderaum: Die Ärzte behandeln die Menschen dort, wo immer es möglich ist.

Katia und ihr Sohn Tymur sind dankbar für diese Hilfe. Die Ärztin und ihr neunjähriger Sohn flohen kurz nach Kriegsbeginn aus ihrem Dorf in der Nähe von Kyiv – gerade noch rechtzeitig. Nachdem sie weg waren, wurde es komplett zerstört. Wer fliehen wollte, wurde umgebracht. Unterwegs gerieten die beiden in Bombenbeschuss. „150 Meter von uns weg klaffte plötzlich eine Lücke in einem Wohnblock, in die vier Kleinbusse passten.“ Tymur kommen die Tränen, wenn er daran zurückdenkt. Immer wenn er ein Geräusch hört, wird er wachsam. Jetzt sind die beiden erstmal in Sicherheit – so es die gibt in einem Land, in dem Krieg herrscht.