
Ende 2019 waren weltweit fast 170 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, die meisten von ihnen leben in sogenannten vergessenen Krisen.
Was ist eine vergessene Krise?
Vergessene Krisen ereignen sich außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung und finden zum Teil im Verborgenen statt. Mediale Berichterstattung lenkt den Fokus der Öffentlichkeit regelmäßig auf Katastrophen mit einem aktuellen Bezug. Der Krieg in der Ukraine, das Erdbeben in der Türkei und Syrien und die globalen Auswirkungen des Klimawandels haben derzeit die globale Aufmerksamkeit. Daraus ergibt sich: Je mehr Aufmerksamkeit eine Krise erhält, desto mehr Hilfe wird auch für die betroffenen Menschen mobilisiert. Doch um die vergessenen Krisen wird es still – sie finden versteckt vor der Welt-Öffentlichkeit statt. Sie haben keinen aktuellen Bezug und benötigen dennoch Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Wo gibt es vergessene Krisen?
Viele stille Krisen finden im globalen Süden statt. 2020 wurden 15 sogenannte vergessenen Krisen auf der Liste der Generaldirektion für Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission (ECHO) die durch das jährliche „Forgotten Crisis Assessment” identifiziert. Dennoch gibt es keine abschließende Definition, denn die Krisen werden jeweils unterschiedlich gewichtet. Das Auswärtige Amt hat beispielsweise Länder wie Pakistan oder Madagaskar in den Fokus gerückt. humedica will aber nicht nur dort helfen, wo die Kameras sind, sondern allen anderen auch. Menschen, die regelmäßig an humedica spenden, machen auch die Projekte möglich, die nicht im Mittelpunkt stehen.
#InDenFokus
humedica bemüht sich zusammen mit rund 30 anderen Organisationen, vergessene Krisen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. In vielen der Länder, die das Auswärtige Amt als Vergessene Krise ausgemacht hat, ist auch humedica aktiv.
Medizinische Hilfe im Libanon

Seit 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen und in den umliegenden Ländern Zuflucht suchen. Allein im Libanon leben derzeit rund zwei Millionen Syrer. Bei etwa vier Millionen Libanesen bedeutet dies, dass jeder Dritte einen Fluchthintergrund hat.
humedica ist seit Beginn dieser humanitären Krise im Libanon aktiv. Im Fokus der Hilfe stehen vor allem die medizinische Versorgung der Menschen sowie Aufklärungskampagnen und psychosoziale Unterstützung.
Auch die momentane wirtschaftliche Lage macht den Menschen das Leben dort schwer. Die Inflationsrate betrug 2021 unfassbare 154,76 % – Tendenz weiter steigend. Damit können sich die meisten Menschen nicht einmal mehr das Nötigste leisten, geschweige denn eine Behandlung, wenn sie krank sind.
Langfristige Hilfe in Pakistan
Wassermangel im Wechsel mit Überflutungen: Pakistan treffen regelmäßig Katastrophen. humedica hilft auf vielfältige Weise seit vielen Jahren in diesem von der Öffentlichkeit nicht besonders beachteten Land. Neben Projekten zur Wassergewinnung halfen wir letztes Jahr auch nach der Flutkatastrophe. Auch langfristige Projekte zur Kreislaufwirtschaft, die den Menschen Jobs und Perspektiven geben setzt humedica derzeit um.

Hungerhilfe in Madagaskar und im Niger

Jahrelange Dürreperioden, keine Ernte: Im Süden Madagaskars sind rund 1,1 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Einige Dörfer liegen besonders abgelegen. Den Menschen dort hilft humedica beispielsweise mit Nahrungsmittelpaketen.
Auch im Niger müssen besonders viele Menschen hungern: Der Wüstenstaat ist einer der ärmsten der Welt und hat immer wieder mit langen Dürreperioden zu kämpfen.
Daneben haben besonders Kinder oft mit Durchfallerkrankungen zu kämpfen. Häufig fehlen Mittel und Wissen, um die Kleinen davor zu bewahren.
Auch dort hilft humedica immer wieder mit Lebensmittelpaketen und Dingen wie verbessertem Saatgut, mit dem die Menschen auf lange Sicht eine Perspektive erhalten.
Wieso werden manche Krisen „vergessen“?
Manche Krisen sind für viele Menschen einfach sehr weit weg. Entweder, weil sie wirklich am anderen Ende der Welt stattfinden oder weil man sich sehr schlecht vorstellen kann, wie der Alltag der Menschen dort aussieht. Dann kann man sich auch schwer vorstellen, was sie gerade durchmachen müssen. Aus diesen Gründen berichten auch Medien seltener über solche Krisen. Viele dieser Krisen sind dann eigentlich gar nicht vergessen – sie haben es nie in die mediale Öffentlichkeit und somit in das Bewusstsein der Gesellschaft geschafft.
Welche Auswirkungen hat es, wenn eine Krise vergessen ist?
Je mehr Aufmerksamkeit eine Krise erhält, desto mehr Menschen wollen helfen. Wir merken das auch bei Katastrophen. Wenn ein Vulkan ausbricht oder es ein Erdbeben gibt, berichten viele Medien darüber. Nach ein paar Tagen, vielleicht auch eine oder zwei Wochen, lassen das Interesse und damit oft auch die Spenden nach.