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Gedanken aus Pakistan: Abermals traf es die Ärmsten der Armen

Wie bereits Anfang des Jahres in Haiti, koordiniert Judith Kühl auch aktuell die Berichterstattung nach Deutschland, steht für Interviews zur Verfügung, schreibt selbst Berichte und möchte informieren, zum Nachdenken anregen und die Bevölkerung in Deutschland auf Notstände aufmerksam machen. Der Unterschied: momentan befindet Judith sich nicht in dem Karibikstaat, sondern in Pakistan. In der Reihe „Gedanken aus Pakistan“ können sie lesen, was unsere junge Mitarbeiterin erlebt und bewegt.

Wie bereits Anfang des Jahres in Haiti, koordiniert Judith Kühl auch aktuell die Berichterstattung nach Deutschland, steht für Interviews zur Verfügung, schreibt selbst Berichte und möchte informieren, zum Nachdenken anregen und die Bevölkerung in Deutschland auf Notstände aufmerksam machen. Der Unterschied: momentan befindet Judith sich nicht in dem Karibikstaat, sondern in Pakistan. In der Reihe „Gedanken aus Pakistan“ können sie lesen, was unsere junge Mitarbeiterin erlebt und bewegt.

Im Dorf Rajja

"Die Flut traf die Ärmsten der Ärmsten. Was die Wassermassen mit sich rissen, war das wenige Hab und Gut der Menschen. Sie haben keine Mittel sich neue Decken, neues Geschirr oder neue Kleidung zu kaufen. Ihre Hoffnung besteht darin, ihren Besitz im Schlamm wiederzufinden.

Das Wasser, das seit kurzem langsam aus den Häusern zurückfließt und rings um die Dörfer große Flüsse bildet, spült alles, was nicht unter Schlamm begraben ist, kilometerweit weg. Die Menschen laufen an den Ufern entlang und suchen ihre Sachen. Es ist eine hoffnungslose Suche, die zeigt, dass die Menschen jede Chance nutzen, das Wenige, was sie hatten, zurückzubekommen.

Während des Wartens auf Hilfe von außen schaufeln sie meterhohe Berge von Schlamm aus ihren Schlafzimmern. Die Hauswände zeigen, wie hoch das Wasser stand. In Rajja, einem Dorf im Osten von Charsadda, stand das Wasser bis zu drei Meter hoch. „Nur“ betonen die Bewohner, denn ihr Dorf liegt auf einem Hügel. Der Fluss, der unten fließt, ist seit zwei Wochen ein reißender Strom und um zehn Meter gestiegen.

Als die erste große Wassermasse das Dorf erreichte, schliefen die Bewohner. Als ein Landwirt die Flut bemerkte, lief er schreiend durch die schon nassen Straßen und warnte seine Nachbarn. Die Bewohner schreckten aus dem Schlaf und rannten im Schlafanzug auf die Dächer der höchsten Häuser des Dorfes. Nach nur wenigen Stunden waren die Dächer kleine Inseln.

48 Stunden harrten die Familien dort aus. Dann ging das Wasser langsam zurück. Durch die Warnung des Landwirts konnten alle Bewohner gerettet werden. Niemand kam ums Leben. Jetzt ist ein Großteil des Wassers zurückgegangen und das Ausmaß der Zerstörung wird sichtbar. Häuser sind zusammengefallen, Steine, Holzplatten und der Trinkwasserbrunnen ragen aus dem Schlamm hervor. Das letzte Trinkwasser ist verdreckt und unbrauchbar.

Die Felder der Bauern sind durch das Wasser verdorben. Eine Ernte wird es dieses Jahr nicht geben. Es ist ein Bild des Elends. Wir fragen die Menschen, ob sie medizinische Hilfe brauchen. Notfälle gibt es zur Zeit glücklicherweise nicht. Aber die Gefahr der Seuchen bleibt. Grippale Infekte mit Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen, Husten und Mandelentzündungen treffen wir häufig. Auch Hautkrankheiten, vor allem an den Füßen, treten oft auf.

Während in Rajja im Moment keine Notsituation mehr herrscht, sind die Menschen trotzdem darauf angewiesen, dass jemand nach ihnen sieht. Denn bricht eine Seuche aus, muss sofort gehandelt werden. Mit unserer mobilen Klinik können wir schnell helfen.

Als wir fahren, scheint die Sonne. Durch die Hitze trocknet der Schlamm. Sie gibt den Menschen Hoffnung bald ihr Dorf wieder aufzubauen. Doch sie bleiben stets in wachsamer Bereitschaft, bei den nächstn Regenfällen zu flüchten. Weil sie nicht von anderen gewarnt werden, achten sie auf jedes kleine Anzeichen einer neue Flut. Hauptsache ihnen bleibt das Leben und die Jahrhundertflut nimmt ihnen nicht das Allerletzte.

Eine Autobahn ist kein Ort zum Wohnen - aber wo dann?

Ebenso wie in Rajja sehen wir auch einen weiteren Fleck Erde, der kein Ort zum Leben ist. Auf dem Mittelstreifen der ausgebauten Autobahn zwischen Peshawar und Islamabad leben über 2000 Menschen. Die Schnellstraße ist höher gelegen als das Umfeld, und unterhalb der sechsspurigen Autobahn steht alles unter Wasser. Nur kleine Mauerreste, die aus dem Wasser ragen, deuten auf Dörfer unter Wasser an.

Die Menschen hier sind geflohen und leben in einfachen Zelten. Überwiegend teure Autos und große Lkws rasen mit 100-120 Kilometer pro Stunde an ihnen vorbei. Manche halten an und geben den Flutopfern Essen oder Geld. Da Ramadan ist, ist die Bereitschaft zu helfen und zu spenden besonders groß. Doch ausreichend ist diese vereinzelte Hilfe nicht.

Als humedica-Koordinator Simon Gelzenleuchter ein Baby auf den Arm nimmt, spürt er sofort das Pochen in seiner Lunge. Es braucht Hilfe, so wie vermutlich viele andere der Autobahn-Bewohner. humedica und unsere einheimische Partnerorganisation ARO Pakistan (Aid for Refugees and Orphans) sind im Gespräch, wie Hilfe und Zusammenarbeit mit der Regierung des Gebietes möglich ist."

Liebe Freunde von humedica. Bitte unterstützen Sie die Arbeit unserer medizinischen Teams in Pakistan auch weiterhin. Die Katastrophe hat eine Größenordnung, der wir ohne Ihre finanzielle Unterstützung nur schwer gerecht werden können.

Schicken Sie eine sms an die 8 11 90 mit dem Stichwort DOC und unterstützen uns mit 5 Euro, von denen 4,83 Euro in die Projektarbeit fließen. Spenden Sie über unser Onlineformular für die Flutopfer in Pakistan oder wählen die traditionelle Form der Überweisung auf folgendes Konto:
humedica e.V.
Stichwort „Fluthilfe Pakistan
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren