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Eine besondere Verbindung entsteht

Eine lange und eindringliche gemeinsame Geschichte verbindet humedica mit Sri Lanka. Seit Jahrzehnten erreichen humanitäre Hilfe und Versorgung von der humedica-Zentrale in Kaufbeuren aus viele bedürftige Menschen in dem Inselstaat im Indischen Ozean.

Eine lange und eindringliche gemeinsame Geschichte verbindet humedica mit Sri Lanka. Seit Jahrzehnten erreichen humanitäre Hilfe und Versorgung von der humedica-Zentrale in Kaufbeuren aus viele bedürftige Menschen in dem Inselstaat im Indischen Ozean.

In unserer Serie „Sri Lanka: Hilfsprojekte für den Neuanfang“ möchten wir Ihnen die Gelegenheit geben, die besondere Beziehung von humedica zu Sri Lanka, wie auch die verschiedenen humedica-Hilfsprojekte im Land näher kennen zu lernen.

Erfahren Sie im zweiten Teil unserer Reihe mehr zu der Geschichte und zu den Anfängen des Engagements von humedica in Sri Lanka.

Die ersten Kontakte reichen zurück bis ins Jahr 1983. Im selben Jahr, in dem es zu blutigen Ausschreitungen zwischen den Volksgruppen der Singhalesen und Tamilen kam, besuchte humedica-Geschäftsführer Wolfgang Groß den Inselstaat vor der Küste Indiens.

Ursprünglich geplant als Besuch bei dem befreundeten einheimischen Batikkünstler Jayantha Gomes, erlebte Wolfgang Groß bald hautnah den eskalierenden Konflikt, der sich in den kommenden Jahren zu einem brutalen Bürgerkrieg auswachsen sollte.

Trotz der riskanten Sicherheitslage blieb Wolfgang Groß im Land: „Ich habe die völlig verängstigten Menschen besucht, die in die Tempel und Kirchen geflohen sind. In dieser Zeit habe ich viel gelernt über die geschichtlichen und kulturellen Hintergründe der Auseinandersetzungen in Sri Lanka.“ erzählt Wolfgang Groß.

Unter dem Eindruck der Gewalt und Zerstörung im Land sowie der Angst und des Leids der Menschen, begann der humedica-Geschäftsführer damit, umfangreiche Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen in den Kriegsgebieten zu organisieren.

Aufgrund der militärischen Auseinandersetzungen und der Gefahr für Leib und Leben, flohen in den Folgejahren zahlreiche Tamilen auf der Suche nach Asyl auch nach Deutschland. Unter anderem in Kaufbeuren - der Heimatstadt von humedica - fanden sie einen sicheren Zufluchtsort.

Hier war es auch, dass Wolfgang Groß sich im Rahmen der ehrenamtlichen Mitarbeit im "Arbeitskreis Asyl" vieler Flüchtlinge annahm und besonders enge Kontakte und Beziehungen zu tamilischen Familien aufbaute.

„Im Laufe der Zeit wuchs aufgrund von Nachrichten über die schwierige Lage der Zivilisten im srilankischen Bürgerkreigsgebiet in mir immer mehr der Wunsch, den Menschen in Jaffna direkt Hilfe zu bringen.“ erinnert sich der humedica-Geschäftsführer.

Aus Angst vor Verfolgung waren große Teile der tamilischen Minderheit auf die Halbinsel im Norden Sri Lankas oder in die sog. Wanni-Region gezogen. Diese Gebiete waren mittlerweile unter Kontrolle der nach Unabhängigkeit strebenden Rebellentruppe der „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) und daher zum militärischen Sperrgebiet erklärt worden.

Durch großzügige Unterstützung der Fluggesellschaft LTU mit Freiflugscheinen und kostenfrei transportiertem Übergepäck, gelang es im Jahr 1988 während einer Cholera-Epidemie lebensrettende Medikamente durch die Frontlinien der sog. IPKF (Indian Peace Keeping Force) bis nach Jaffna zu bringen.

Als im Jahr 1991 in Jaffna eine Hungersnot ausbricht, werden die Hilfsbemühungen von humedica zunächst durch die Krisensituation in der von der LTTE kontrollierten Vanni-Region jäh gestoppt. Zu diesem Zeitpunkt ist es Ausländern nicht möglich an den verschiedenen Checkpoints vorbei in das Gebiet zu reisen. „Wir wollten helfen, aber konnten nicht.“ so der humedica-Geschäftsführer.

Mit der Hilfe des sri-lankischen Pastors Sam Rajasuriar und seinem Kollegen Pastor Jason Selvaraja, die Wolfgang Groß in einer von ihm besuchten Kirchengemeinde in Colombo kennengelernt hatte, gelingt es nach einigen Rückschlägen immer wieder Nahrungsmittel wie Zucker, Reis, Mehl oder Getreide über die lokalen Gemeinden an bedürftige Menschen zu verteilen.

Durch Vermittlung des damaligen stellvertretenden Polizeipräsidenten, DIG Anandaraja, und Brigadier Pereira aus dem Verteidigungsminsterium erhielt Wolfgang Groß bei jedem seiner zahlreichen und von der Fluggesellschaft LTU gesponserten Aufenthalten in Sri Lanka jeweils eine Sondergenehmigung, um in das militärische Sperrgebiet einzureisen, das viele Jahre völlig von der Außenwelt abgeschnitten war, ohne Elektrizität, Treibstoff oder Telekommunikationsmöglichkeiten.

Auf Motorrädern fahren Pastor Sam und Wolfgang Groß nach Passierung der militärischen Checkpoints in Richtung Jaffna. „Auch am Kontrollpunkt der Rebellen war man jeweils mehr als erstaunt, Sam und den 'vella kara' (weißen Mann) auf dem Moped in ihr Territorium fahren zu sehen. Sobald auch hier ein Passierschein ausgestellt war, konnten wir unsere holprige Fahrt auf Straßen, die fast nur noch aus Schlaglöchern bestanden, fortsetzen“, erinnert sich Groß.

Angekommen an der Jaffna-Lagune befinden sich die beiden vor dem einzigen Landzugang auf die Jaffna-Halbinsel. Zu dieser Zeit ist der sogenannte „Elefantenpass“ allerdings unter Kontrolle der srilankischen Armee und kann nicht überquert werden.

Deshalb bleibt - trotz Verbots des Militärs und daher unter Einsatz des eigenen Lebens und der persönlichen Sicherheit - nur noch die Option, nach Einbruch der Dunkelheit auf Fischerbooten die Lagune zu überqueren. "Jede Nacht brachten etwa 200 Boote illegal Menschen über die Lagune", berichtet Wolfgang Groß weiter.

"Da die srilankische Armee jedoch davon wußte, wurden während der etwa zweistündigen Fahrt vom Elefantenpass her blindlings Granaten auf diese Armada von Fischerbooten abgefeuert. Immer wieder kamen dabei Menschen ums Leben und ich habe bei jeder Überfahrt gemeinsam mit Pastor Sam laut gebetet, um diesem Schicksal zu entgehen."

Auf der Halbinsel Jaffna angekommen, setzen die Beiden in völliger Dunkelheit ihre beschwerliche Reise auf dem Moped fort, bis Manipay, den Wohnort von Pastor Sam, erreichen.

Mit Spendengeldern, die Wolfgang Groß aus Deutschland mitgebracht hatte, begannen die Helfer im Norden Nahrungsmittel aufzukaufen und an bedürftige Familien in den nahegelegenen Flüchtlingslagern zu verteilen.

Die lange gemeinsame Geschichte von Sri Lanka und humedica war an dieser Stelle noch relativ jung. Die Unterstützung des Landes durch humedica aber setzte sich auch in den darauffolgenden Jahren unvermindert fort.

Lesen Sie im nächsten Teil unserer Reihe „Sri Lanka: Hilfsprojekte für den Neuanfang“ wie aus einer ebenso einfachen, wie bedeutsamen Idee die Tochterorganisation von humedica in Deutschland, humedica International Lanka, gegründet wird. Erfahren Sie auch mehr über das Engagement von humedica während der Tsunami-Katastrophe des Jahres 2004.