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Eine beeindruckende Bescheidenheit

„Das wahre Glück ist die Genügsamkeit“, erklärte uns Wolfgang von Goethe und entwirft mit diesen wenigen Worten ein Menschenbild, das nur durch den Verzicht auf Überflüssiges und die Reduzierung auf das Wesentliche tatsächliche Zufriedenheit erreichen kann. Doch wann lebt ein Mensch tatsächlich genügsam? Wenn er sich allein auf das Notwendige konzentriert? Oder wenn er ganz einfach weniger besitzt als Andere? Es zeigt sich, dass die Definition von Genügsamkeit gleichwohl diffizil, wie ungenau bleiben muss.

„Das wahre Glück ist die Genügsamkeit“, erklärte uns Wolfgang von Goethe und entwirft mit diesen wenigen Worten ein Menschenbild, das nur durch den Verzicht auf Überflüssiges und die Reduzierung auf das Wesentliche tatsächliche Zufriedenheit erreichen kann.

Doch wann lebt ein Mensch tatsächlich genügsam? Wenn er sich allein auf das Notwendige konzentriert? Oder wenn er ganz einfach weniger besitzt als Andere? Es zeigt sich, dass die Definition von Genügsamkeit gleichwohl diffizil, wie ungenau bleiben muss.

humedica-Koordinatorin Linda Zimmermann ist während ihrer Arbeit im äthiopischen Flüchtlingslager Melkadida einer Frau begegnet, deren Charakter einer passenden Bedeutung von Genügsamkeit jedoch sehr nahe kommen mag. Denn unter widrigsten Bedingungen lebend, ist sie vor allem eins: Zufrieden.

„Vor mir liegt eine sehr schmale, sehr zerbrechlich wirkende Frau, die mir zur Begrüßung ihre Hände entgegen streckt. „In 10 Jahren bin ich 100“, ist Halimas Antwort auf meine Frage nach ihrem Alter. Sie grinst - offensichtlich freut sie sich über ihren Besuch.

„Eigentlich hat sie immer gute Laune“, erklärt mir humedica-Krankenpfleger Mohamed, der für Hausbesuche zuständig ist und seine Patientin seit mehreren Monaten regelmäßig besucht.

Rund vier Wochen behandelt Mohamed bereits eine offene Wunde an Halimas Gesäß und Oberschenkel. Man kann nur erahnen, wie qualvoll diese Blessur gewesen sein muss, doch jetzt scheint das Schlimmste überstanden. Die Schmerzen sind deutlich zurückgegangen und Mohamed wirkt zufrieden, als er den Verband erneuert.

Beim Eintreten in die Hütte von Halima musste ich mich bücken, und auch im Inneren ist die Höhe kaum ausreichend, um aufrecht zu stehen. Der Raum ist kahl. Außer einem Bett mit einer verschlissenen Matratze und einem kleinen Hocker, gibt es keine Möbel oder weiteren Gegenstände auf dem bloßen Sandboden.

Als Baumaterial wurden Zweige und Zeltplanen verwendet, die weder gegen die sengende Sonne, noch bei den im Moment immer häufiger vorkommenden starken Regenfällen und Stürmen Schutz bieten. Es fällt schwer, sich ein Leben in ausschließlich diesen vier Wänden vorzustellen.

Umso bemerkenswerter ist Halimas Optimismus, wenn man bedenkt, dass sie seit über zwei Jahren ihre Beine nicht mehr bewegen kann und den Großteil ihrer Zeit im Liegen verbringen muss. Seit ihrer Ankunft in Melkadida vor circa zwölf Monaten, hat sie ihre Hütte kaum verlassen und wird von Beginn an von den humedica-Mitarbeitern betreut.

„Ich bin sehr froh über diese Hilfe“, betont Halima. „Ohne medizinische Betreuung ist das Leben im Flüchtlingslager nicht einfach und es fällt mir schwer, den Weg zur Gesundheitsstation in einem Eselskarren zurückzulegen. Es ist schön, dass mir dies durch die Besuche von Mohamed erspart wird.“

In Halimas Hütte sind Besucher offenbar stets willkommen. Als wir ankommen, sitzt ein Verwandter neben ihrem Bett, um der alten Dame Gesellschaft zu leisten. Wenig später drängen sich ein Dutzend junger Kinder in den kleinen Raum, die unser Gespräch aufmerksam verfolgen. Und jeder scheint Dank Halimas Zufriedenheit und positiver Ausstrahlung sehr gerne zu kommen.

„Mehr Geld zu haben wäre nicht schlecht“, antwortet sie auf die Frage, was sie sich wünscht. „Damit würde ich mir eine neue Matratze kaufen.“ Dann hält sie inne, überlegt und ergänzt: „Sonst fällt mir im Moment eigentlich nichts ein.“ Als wir uns verabschieden, hält sie lange meine Hand und lacht.

Dann blitzen ihre Augen – sie hat doch noch eine Idee, was sie gut gebrauchen könnte: „Wenn ihr mir vielleicht einen neuen Zahn bringen könntet… das würde mich freuen!“

Der an westliche Standards gewöhnte Mensch vermag sich das Leben in einem äthiopischen Flüchtlingslager wie Melkadida wohl kaum vorzustellen. Er weiß nicht um die mangelnde Hygiene, die fehlenden Möbel oder die unregelmäßigen Mahlzeiten.

Umso verwunderlicher sind Menschen wie Halima, die trotz dieser Umstände an ihrem Optimismus festhalten und den Blick nach vorn richten. Dank großzügiger Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland kann humedica Menschen wie Halima medizinisch versorgen. Bitte unterstützen auch Sie unser Engagement in Äthiopien weiterhin mit einer konkreten Spende und schenken Sie auch anderen Bewohnern von Melkadida neue Zuversicht. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Hungerhilfe Afrika"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren