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Ohne jede Hektik

„Endlich einmal dort helfen, wo ich wirklich etwas bewegen kann“, das dachte sich Gynäkologin Carola Schairer und reiste im Rahmen der humedica-Hilfsmaßnahmen nach Uganda, jenem kleinen ostafrikanischen Binnenstaat, der wegen seiner malerischen Landschaft und üppigen Pflanzenwelt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

„Endlich einmal dort helfen, wo ich wirklich etwas bewegen kann“, das dachte sich Gynäkologin Carola Schairer und reiste im Rahmen der humedica-Hilfsmaßnahmen nach Uganda, jenem kleinen ostafrikanischen Binnenstaat, der wegen seiner malerischen Landschaft und üppigen Pflanzenwelt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

Die 56-jährige Heidelbergerin unterstützte das St. Francis Hospital Mutolere im Süden des Landes und kehrte nach einem Monat Aufenthalt gelassener in die deutsche Heimat zurück:

„Schon die Fahrt vom Flughafen Kigali in Ruanda nach Kisoro in Uganda bestätigt mir: Ich bin in der Fremde gelandet – und es ist wunderschön hier. Als wir uns unserem Ziel nähern und die Straßen nicht mehr asphaltiert sind, werden Bilder, die ich bisher nur aus Filmen und von Fotos kannte, zu spürbarer Realität.

Die meisten Menschen gehen zu Fuß, manche bewegen sich auf klapprigen Fahrrädern fort und hier und da sehe ich ein Boda-Boda, ein Motorradtaxi.

Alle sind schwer beladen. Viele der Frauen in den bunten Gewändern tragen ein Baby auf dem Rücken, dazu eine Last auf dem Kopf, und meist noch einen Kanister Wasser oder Benzin in der Hand.

Die Landschaft ist geprägt von üppigem, tropischem Grün und den bis über 4000 Meter hohen Vulkanen des Virunga-Gebirges. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt erreichen meine deutsche Kollegin und ich Mutolere, ein kleines Dorf in einer sehr ländlichen Umgebung.

Übernachten dürfen wir im Gästehaus von Damyan. Der ehemalige Klinikchef des St. Francis-Hospitals lebt mit seiner Frau Waltraud seit über 30 Jahren in Uganda. Dank ihnen haben wir alles, was wir für unseren Aufenthalt brauchen. Die schöne Wohnung verfügt sogar über eine warme Dusche, einen Kühlschrank und das Leitungswasser, das aus einer nahen Quelle stammt, kann ohne Probleme getrunken werden.

Am folgenden Tag lernen wir den Verwaltungsleiter und den Klinikchef kennen, bekommen weiße Kittel ausgehändigt und können anschließend mit ortskundiger Begleitung unsere Einkäufe in Kisoro erledigen und Geld wechseln.

Dann geht es endlich mit der Arbeit los. Immer montags, mittwochs und freitags ist Visite. Dr. Jerome, Klinikchef und Gynäkologe führt uns durch die gynäkologische, die Wochen- und die Schwangerenstation.

Die Patientinnen sind in großen Sälen untergebracht. Dicht an dicht liegen dreizehn per Kaiserschnitt entbundene Frauen nebeneinander. Andere, die spontan entbunden haben, gehen nach 24 Stunden nach Hause. Meine erste Begegnung habe ich mit einem 18-jährigen Mädchen, das versuchte, ihr Baby abzutreiben und nun mit einer Sepsis stationär aufgenommen werden musste.

Bereits in dieser ersten Runde spüre ich den besonderen Umgang des gesamten medizinischen Personals miteinander und gegenüber den Patientinnen, der geprägt ist von Respekt, Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Von nun an übernehme ich die Betreuung der besichtigten Stationen. Ich führe die Visite, die notwendigen Untersuchungen und kleinere Eingriffe durch. Bei mehr als 2000 Geburten im Jahr und über 600 Kaiserschnitten gibt es hier viel zu tun. Da ich als einzige das Ultraschallgerät bedienen kann, bin ich besonders in diesem Bereich meinen jungen Kollegen eine große Hilfe.

Immer wieder beeindruckt mich die Effizienz, die ich hier beobachten kann. Die vier Abteilungen des Krankenhauses werden von nur drei lokalen Ärzten sowie dem extrem engagierten Pflegepersonal betreut. Allen gemeinsam ist ein selbstbewusstes Auftreten, das auf profundem Wissen und Können beruht - dieses ist zwar nicht allzu umfangreich, dafür aber an die Bedürfnisse angepasst und sehr detailgenau.

Es dauert eine Weile bis ich die Arbeitsstrukturen meiner neuen Kollegen durchschaue, denn außer den Ärzten, einigen Pflegern und dem Anästhesisten besitzt niemand ein Handy oder gar einen Festnetzanschluss. Auch Computer gibt es nicht, und so erfolgen Anfragen von Patienten meist per Fuß.

Auch die angewandten Hygienemaßnahmen sind spannend. Da kein Desinfektionsmittel vorhanden ist, achten alle auf gründliches Händewaschen vor und nach Untersuchungen und OPs. Dass die Wundinfektionsraten etwas höher sind als bei uns, liegt sicher mehr an der räumlichen Enge und der Umgebung, als an der OP-Hygiene.

Die Wochen meines Aufenthalts vergehen wie im Flug und als die Zeit meines Abschieds gekommen ist, suche ich noch einmal meine ugandischen Kollegen und Kolleginnen auf. Mein erster Gang führt mich in den Kreißsaal, wo ich den anwesenden Hebammen good-bye sage. In ihrem erstaunten Blick, den sie mir aus großen Augen zuwerfen, mischt sich ein wenig Wehmut, als sie mir erwidern: „We will miss you. Have a safe journey!“

Anschließend verabschiede ich mich von meiner Lieblingsschwester. Die Stationsschwester der Gynäkologie ist eine etwa fünfzigjährige, gütige und kompetente Frau, die ich in den vergangenen Wochen sehr zu schätzen gelernt habe.

Ihr Blick und ihre Abschiedsworte lassen mir die Tränen in die Augen steigen und wieder höre ich: „Have a safe journey!“ Nicht einfach eine gute Reise, nein, eine sichere Reise haben sie mir gewünscht.

Und mit diesem Fazit möchte ich enden: Ich habe mich sowohl in Uganda als auch in Ruanda, wo ich die letzten Tage meines Aufenthalts am Lake Kivu verbracht habe, nie bedroht, belästigt oder unsicher gefühlt. Ganz im Gegenteil: Als einzige Europäerin weit und breit kam ich mir regelrecht behütet vor.

Ich hatte oft das Gefühl, dass es darum ging, niemanden allein zu lassen, sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist und wenn das der Fall war, sich beruhigt wieder zurückzuziehen. Wenn ich etwas mit nach Hause nehmen möchte, dann diese unaufdringliche Freundlichkeit im Umgang miteinander und mit Fremden, die Gelassenheit und die völlige Abwesenheit von Hektik.“

Neben der medizinischen Not- und Katastrophenhilfe, setzt humedica einen weiteren Schwerpunkt auf mittel- und langfristige Projekte. Projekte, die oft Abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit wichtige Hilfe für Menschen in Not bedeuten und die Sie mit ihrer konkreten Spende gezielt unterstützen können. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Flüchtlingshilfe Uganda“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren