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Hölle und Hoffnung trennen manchmal nur ein Zaun

Dramatische Szenen spielen sich an der türkisch-griechischen Grenze ab. Seit der Ankündigung der Türkei, die Tore zu der EU-Außengrenze zu öffnen und die Flüchtlinge durchzulassen, haben sich Tausende Menschen auf den Weg gemacht.

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.“

Artikel 1 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Dramatische Szenen spielen sich an der türkisch-griechischen Grenze ab. Seit der Ankündigung der Türkei, die Tore zu der EU-Außengrenze zu öffnen und die Flüchtlinge durchzulassen, haben sich Tausende Menschen auf den Weg gemacht. Die Situation droht zu eskalieren. Die griechische Grenzpolizei reagiert mit Tränengas und Militär. Auch vereinzelte, aber gezielte Angriffe gegen humanitäres Personal wurde verzeichnet. Zudem hat die griechische Polizei humanitären Organisationen ein Platzverbot erteilt. Sie dürfen keine Hilfe mehr für ankommende Menschen leisten. Aber die Menschen werden kommen. Die Grenze ist bereits offen und ankommende Boote nur noch eine Frage der Zeit.

Was werden die geflüchteten Menschen vorfinden, sobald sie das gelobte Land betreten? Einen Weg aus Krieg und Gewalt in eine neue sichere Zukunft, während sie von Militär und Polizei mit scharfer Munition in Empfang genommen werden?

„Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“

Artikel 3 Allgemeine Erklärung der Menschrechte

Gewalt, Zerstörung, Krieg und Terror sind der Grund, warum Menschen ihre Heimat aufgeben. Allein die Aussicht auf ein Leben in Sicherheit ist Anstoß genug, sich meist zu Fuß auf den Weg zu machen und alles zurückzulassen, was einst wichtig war. Alle zwei Sekunden flieht ein Mensch. Mehr als 70 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht (UNHCR).

Fast zwei Drittel aller ankommenden Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer stranden in Griechenland. Die griechische Insel Lesbos liegt ca. 10 km vor der türkischen Küste. Mehr als 40.000 Geflüchtete waren bis vor einigen Tagen auf der Insel untergebracht. Die Lage auf Lesbos war ohnehin schon angespannt. Auslöser war das umstrittene Camp Moria sowie der Bau geplanter neuer Camps. Immer wieder kam es zu Ausschreitungen der Bevölkerung gegen die Polizei. Das griechische Volk fühlt sich alleingelassen, von der eigenen Regierung, vor allem aber von der EU.

Camp Moria ist das größte Camp auf der Insel. Derzeit leben 18.000 Menschen in dieser provisorischen Zeltstadt, die nur für 2.800 Menschen konzipiert ist. 1 Toilette kommt auf 100 Menschen. Fließendes Wasser oder Strom sind eine reine Wunschvorstellung und die Warteschlange für die Essensausgabe ist endlos. Medizinische Versorgung gibt es nahezu nicht.

Eine humedica-Einsatzkraft hat sich am vergangenen Montag auf den Weg nach Griechenland gemacht, um die befreundete, niederländische Partnerorganisation Bootvluchteling (Boat Refugee Foundation) im Camp Moria zu unterstützen.

Wir dürfen bei all der gerade aufkommenden Wut und Unsicherheit nicht vergessen, dass Menschen und auch Kinder auf der anderen Seite des Grenzzauns stehen, die ein Recht darauf haben, in Sicherheit zu leben und aufzuwachsen.