
Wegweisende Hilfe zur Selbsthilfe
Seit beinahe fünf Jahren ist humedica-Koordinator und Kinderarzt Dr. Toni Großhauser für die verschiedenen Hilfsprojekte in Pakistan zuständig. Um zu garantieren, dass die Hilfe auch dort ankommt, wo sie am meisten benötigt wird, besucht er den südasiatischen Staat in regelmäßigen Abständen und überprüft den Fortschritt der einzelnen humedica-Projekte.
Seine jüngste Reise führte ihn unter anderem in die Region Sanghar, wo humedica mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fünfzehn Dörfer mit einer funktionierenden Wasserversorgung und sanitären Anlagen ausstattet. Dass diese Bemühungen inzwischen erkennbare Früchte tragen, zeigt ein Einblick in den Reisebericht von Dr. Großhauser:
Hilfsmaßnahmen tragen Früchte
„Trotz einiger Bedenken zur Sicherheitslage hatte ich mich mit unserer lokalen Partnerorganisation Pak Mission Society (PMS) auf diesen Reise-Zeitpunkt geeinigt. Natürlich ist die Gefahr von Anschlägen aufgrund der aktuellen Situation des Landes reell, aber die Sicherheitslage war auch schon bei anderen Besuchen nicht gut, und so traf ich Anfang Februar in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ein, um mir ein Bild von der Entwicklung der humedica-Projekte machen zu können.

Nach einigen organisatorischen Treffen und Gesprächen, machten wir uns am zweiten Tag in Richtung Sanghar im Süden des Landes auf, um einige der Dörfer zu besuchen, die von humedica neue Brunnen und Waschplätze erhalten haben. Das erste der vier Dörfer nennt sich Vishno Kolhi. Gemeinsam mit meinen Kollegen vom PMS besichtigte ich die gerade fertig gestellten Waschplätze und übergab diese in einer offiziellen Eröffnung an die Einheimischen.
Für den Ort des Brunnens, aus dem die Waschplätze gespeist werden, wählten die Bewohner einen circa 250 Meter entfernten Platz, weil sich das Wasser im Dorf als ungenießbar und salzig herausgestellt hatte. Dank der neuen Anlage müssen sie nun nicht mehr zur nächsten Pumpstation oder zum nächsten Kanal laufen, was besonders für die Frauen, die für die Wasserbeschaffung zuständig sind, eine enorme Erleichterung darstellt.
Wie im Projektentwurf vorgesehen, legen die Bewohner inzwischen auch jeden Monat etwas Geld zur Seite, um eventuelle Instandhaltungskosten in Zukunft selbst decken zu können und nicht auf externe Hilfe angewiesen zu sein. Stolz präsentieren sie mir die Bargelddose und das Registrierbuch.
Doch was mich bei meinem Besuch in Vishno Kolhi am meisten beeindruckt, ist das Engagement des Dorfes über unsere Projektmaßnahmen hinaus. Aus Eigeninitiative haben sie hinter einem Haus einen eigenen Waschplatz für Frauen eingerichtet, wo sie in Ruhe ihrer persönlichen Hygiene nachgehen können.
Weiter geht es in das nächste Dorf Haji Mehmood Tehbo. Auch dort sind die Waschplätze und der Brunnen schon fertig und in Betrieb. Als meine Begleiter und ich ankommen, findet gerade ein Training zum Thema Sanitärmaßnahmen statt. Der Trainingsleiter, den ich bereits von meinem letzten Besuch kenne, ist sehr engagiert und involviert alle Teilnehmer. Seine Darlegung der Folgekosten offener Defäkation überzeugt seine Zuhörer.
Drei Männer erklären sich bereit, Verantwortung für die Verbesserung der Lebensumstände im Dorf zu übernehmen und bekräftigen dies mit einem offiziellen Versprechen vor den Augen aller. Wieder einmal wird mir die Bedeutung der Trainings bewusst, die inzwischen fester Bestandteil unserer Hilfsmaßnahmen sind, und wie sehr sie schließlich zur Verbesserung der Lebensumstände beitragen.
Im Ghulam Murtaza Laskani, dem nächsten Dorf auf unserer Liste, befinden sich die Waschanlagen noch im Bau. Pro Anlage mit sechs Plätzen benötigen die Bauteams vier Tage Arbeitszeit. Bei der Besichtigung der Baustelle komme ich mit einigen Dorfbewohnern ins Gespräch. Wie schon in Vishno Kolhi berichten mir die Frauen dankbar, dass sie aufgrund des neuen Brunnens nun keine weiten Wege mehr zum Wasserholen zurücklegen müssen.
Auf meine Frage, was sie in dem bereits stattgefunden Hygiene-Trainings gelernt haben, erklären sie mir unter anderem die Bedeutung von sauberer Kleidung und des Händewaschens vor dem Essen, zu dem auch die Kinder erzogen werden sollen. Auch hier tragen unsere Trainings sichtbare Früchte.

Abends komme ich im letzten Ort meiner heutigen Projektbesichtigungen an. Wie geplant findet in dem kleinen Dorf Chano Kohli eine interaktive Theatervorführung statt. Das Schauspiel hat den Zweck, den Bewohnern alltagsrelevante Themen und Handlungsanweisungen näher zu bringen. Dabei wird zu Kommentaren eingeladen und zu Reaktionen provoziert.
So behandelt dieses Stück unter anderem das Verhalten bei Schlangenbissen, die Vorbereitung auf Überschwemmungen oder die Reaktion bei häuslicher Gewalt gegen Frauen. Das ganze Dorf hört gebannt zu und mischt sich ein. Es scheint, als würde diese Art der Wissensvermittlung funktionieren und den Menschen einen Zugang zu den zum Teil sensiblen Fragen verschaffen.
Mein Fazit am Ende dieses eindrücklichen Tages ist klar: Unsere Hilfsmaßnahmen funktionieren. Nicht zuletzt, weil die betroffene Bevölkerung gut eingebunden und motiviert ist.“
Liebe Freunde und Förderer, der Großteil der pakistanischen Landbevölkerung kämpft neben immer wieder auftretenden Naturkatastrophen auch gegen zahlreiche soziale Probleme wie Armut, fehlende Bildung und mangelnde medizinische Versorgung. Bitte unterstützen Sie unsere Hilfsmaßnahmen deshalb weiterhin hin mit Ihrer konkreten Spende und ebnen Sie diesen Menschen den Weg in ein besseres Leben. Vielen Dank!
humedica e. V.
Stichwort „Pakistan“
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