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Problemfälle im Blick

Wenn wir von der Flüchtlingskrise im Libanon sprechen, scheint es, als würde die Titulierung der Situation als Krise nicht mehr so recht passen. Denn eine Krise, vom Duden als „der Höhepunkt einer gefährlichen Entwicklung“ definiert, lässt sich durch die Betrachtung von außen nicht sofort erkennen.

Wenn wir von der Flüchtlingskrise im Libanon sprechen, scheint es, als würde die Titulierung der Situation als Krise nicht mehr so recht passen. Denn eine Krise, vom Duden als „der Höhepunkt einer gefährlichen Entwicklung“ definiert, lässt sich durch die Betrachtung von außen nicht sofort erkennen. Schließlich lebt ein Großteil der Flüchtlinge bereits mehrere Jahre in den provisorisch errichteten Lagern nahe der syrischen Grenze; die Situation und ihre damit einhergehenden, bestürzenden Umstände haben sich manifestiert.

Diesem durchaus zynisch anmutenden Definitionsversuch würden die Bewohner der Flüchtlingscamps wohl entschieden und zu Recht widersprechen. Charakterisiert sich ihr Alltag doch durch eine mangelhafte Versorgungslage, widrige Bedingungen im Allgemeinen und komplett fehlende Zukunftsperspektiven. Es ist ein Leben in einer humanitären Notlage, es ist ein Leben in der Krise.

Während ihrer täglichen Arbeitsbesuche in den verschieden Lagern rund um die Stadt Zahlé, werden die medizinischen Teams von humedica immer wieder mit menschlichen Schicksalen konfrontiert, die ohne die Hilfe von außen keine Chance auf einen positiven Ausgang hätten. Um diesen Menschen neben der regulären, ärztlichen Versorgung auch im medizinischen Notfall unterstützend zur Seite stehen zu können, gibt es humedica Special Case Officer David.

Als gebürtiger Libanese und langjähriger Mitarbeiter von humedica, kennt David das libanesische Gesundheitssystem genau und weiß, an welchen Stellen die verschiedenen medizinischen Notfälle übersandt und behandelt werden können. Neben den mehreren tausend regulären humedica-Patienten in den Lagern, erhalten auf diese Weise jeden Monat etwa 30 Personen eine gesonderte medizinische Versorgung.

Wie die zweijährige Ghadir. Als ihre Mutter sie den humedica-Ärzten vorstellte, litt das Flüchtlingsmädchen bereits seit einiger Zeit immer wieder unter Krampfanfällen und plötzlicher Ohnmacht. Mit der Situation überfordert und ohne die Mittel und Möglichkeiten sie in ein Krankenhaus zu bringen, verstrich ein Jahr, bis die Eltern Ghadir in die Zeltsprechstunde von humedica brachten.

Die Ärzte erkannten den schnellen Handlungsbedarf und David kümmerte sich um Termin und Transport zu einem Neurologen. Nach einigen Untersuchungen diagnostizierte der Facharzt eine Epilepsie-Erkrankung und verschrieb ihr die passenden Medikamente, die ihr heute ein normales Leben ermöglichen.

Und auch der kleine Khaled blieb David im Rahmen seiner Arbeit in Erinnerung. Seine Mutter brachte den einjährigen Jungen mit dem Verdacht auf eine Erkältung zu den humedica-Ärzten. Das Kind hustete ununterbrochen und atmete so schwer, dass einige weitere Tage in dem kalten, nicht isolierten Flüchtlingszelt eine konkrete Gefahr für sein Leben bedeutet hätten. David organisierte umgehend ein Taxi und die Aufnahme in die nächste Klinik, wo Khaled die folgenden Tage bis zu seiner Genesung verbrachte.

Ob es also um den Transport zur nächsten Spezialklinik, einen Krankenhausaufenthalt oder die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten geht: Durch seine Arbeit als Special Case Officer kann David überall dort helfen, wo die medizinischen Möglichkeiten der humedica-Ärzte in den Lagersprechstunden nicht ausreichen, und nimmt den Menschen zumindest im Notfall einen Teil ihrer Sorgen ab. Ein Leben in der Krise bleibt es ohnehin.

Hinweis: Die medizinischen Hilfsmaßnahmen im Libanon kann humedica dank der Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland bereits seit 2012 umsetzen. Darunter fällt auch die Special Case-Hilfe, die humedica seit Anfang 2016 finanziert und realisiert.