
Erkundungsteam vor Aufbruch nach Simbabwe - neue Mitarbeiterin Corinna Blume stellt sich vor
Von einer Feuertaufe zu reden, würde dem vielfältigen Engagement und der bemerkenswerten Erfahrung von Corinna Blume nicht gerecht werden. Die jüngste Verstärkung in der Abteilung Internationale Projekte ist Teil des Erkundungsteam, das in wenigen Tagen nach Simbabwe aufbricht, um die Grundlagen für einen humedica-Hilfseinsatz zu schaffen. Im Interview spricht Corinna Blume über die aktuelle Situation in Simbabwe und die Anfangszeit bei humedica.
Frau Blume, sie werden in wenigen Tagen nach Simbabwe aufbrechen, um dort Möglichkeiten konkreter Hilfe durch humedica zu erkunden. Wie ist die aktuelle Situation für die Bevölkerung im Land?
Das Land befindet sich aufgrund der politischen Problematik in extremen Schwierigkeiten. Die Bevölkerung leidet unter den Folgen der Hyperinflation und einer seit drei Jahren anhaltenden Dürreperiode. Wir hatten Besuch von Bischof Mutume aus der Diözese Mutare, der uns von einer massiven Hungersnot in ganz Simbabwe erzählte.

Zu Beginn der dieser Hungerkatastrophe hätte die Bevölkerung noch Lebensmittel aus den Nachbarländern kaufen können. Aufgrund der Dürreperiode, sei nun aber selbst, wenn man Geld hätte, kaum noch etwas zu bekommen. Diese Entwicklung bezüglich der Lebensmittelknappheit hat auch die neuste Überprüfung, die von der Welthungerhilfe durchgeführt wurde, bestätigt.
Zusätzlich ist Simbabwe mit einer HIV-Rate von 24,6 Prozent eines der am stärksten von der Immunschwäche AIDS betroffenen Länder der Welt. Viele Menschen der mittleren Altersschichten sterben aufgrund dieser Erkrankung. Nur ältere und Kinder bleiben zurück, die sich jedoch sehr schwer komplett selbst versorgen können.
Die Folgen sind massive Unterernährung, die die Kinder dann zusätzlich für weitere Erkrankungen, wie Durchfall, Lungenentzündungen, Wurmerkrankungen und vieles anderes anfällig macht.
In welcher Form wird humedica helfen können? Das Land ist politisch zerrissen und hat eine Regierung, die unlängst einen Bann über ausländische Hilfsorganisationen verhängte.
Unser Ziel ist es, die Arbeit von Bischof Mutume und seinem Team vor Ort zu stärken, um vor allem den am schlimmsten betroffenen, unterernährten Kindern und Jugendlichen zu helfen. Wir planen mindestens ein ehemaliges "Feeding Center" zu reaktivieren. Gebäude, sowie geschultes Personal scheinen vor Ort schon zu existieren, doch es scheitert an Mitteln und den Möglichkeiten die benötigten Lebensmittel und Medikamente auf dem Markt in Simbabwe oder in einem der Nachbarländer einkaufen zu können.

Dieter Schmidt und ich fliegen jetzt nach Simbabwe, um gemeinsam mit Bischof Mutume nach einem Weg zu suchen, wie wir das Ernährungszentrum beliefern können, so dass schnellstmöglich die Arbeit wieder aufgenommen werden kann.
Da die Regierung im Mai diesen Jahres ein Arbeitsverbot für Hilfsorganisationen aussprach, was noch nicht wieder aufgehoben wurde, wird sich vor Ort zeigen müssen, welche Möglichkeiten wir haben. Wir sind aber sehr zuversichtlich, mit der katholischen Diözese und Bischof Mutume einen sehr zuverlässigen lokalen Partner gefunden zu haben, unter dessen Namen wir dennoch aktiv werden können.
Wann kann diese Hilfe starten?
Wir hoffen natürlich, dass dies sobald wie möglich nach unserer Rückkehr geschehen kann.
Sie arbeiten nun seit einigen Monaten im Bereich Internationale Projekte, haben bereits langjährige Erfahrungen in der Entwicklungshilfe. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit humedica?
Ich hatte nach einem langen Aufenthalt in Angola beschlossen mein Wissen und meine Möglichkeiten im Bereich der Entwicklungshilfe zu erweitern um den Menschen, die unter viel schwierigeren Umständen leben müssen als wir, noch besser helfen zu können.
Im Dezember letzten Jahres habe ich mein Studium in Community Health in Liverpool abgeschlossen und mir daraufhin Gedanken gemacht, ob ich weiterhin, wie bisher, direkt im Ausland tätig sein wollte, oder eher Planungs- und Organisationsstrukturen von Deutschland aus übernehmen sollte, die sich dann vor Ort umsetzen lassen und den Menschen wirklich Hilfe bringen können.
humedica ist, eine Organisation, die sich wirklich um die Betroffenen direkt kümmert, anstatt lange drum herum zu reden und das hat mir gefallen. Deshalb bin ich froh hier nun einen Platz gefunden zu haben, bei dem ich die Möglichkeit habe, meine Erfahrungen sowohl in der eher theoretischen Planungsphase, als auch in der praktischen Ausführung, wie jetzt zum Beispiel in Simbabwe umzusetzen, um den Menschen an der Basis gezielt helfen zu können.
Wie sieht der Arbeitsalltag einer Entwicklungshelferin aus? Im Büro und im Einsatz?
Im Büro steht tatsächlich viel Schreibtischarbeit im Vordergrund, was mir ehrlich gesagt anfangs ein wenig schwer viel. Der Vorteil ist, dass man hier die Möglichkeit hat, aufgrund der Hintergrundinformationen und den guten Kontakten zu unseren Partnern gemeinsam ein gutes und passendes Konzept für jedes einzelne Projekt zu entwickeln. Das heißt, es werden Projekte entwickelt, Hintergrundinformationen gesucht und erfragt, sowie Kontakte mit Botschaften, Partnern und ehrenamtlichen Helfern hergestellt.
Zusätzlich bin ich noch für die medizinische Unterstützung unserer Hilfsprogramme, sowie für die Versorgung der Projekte mit den richtigen und notwendigen Medikamenten zuständig. Hierfür müssen vorhandene Sachspenden den passenden Projekten zugeordnet werden, benötigte Medikamente und Materialien besorgt und der Transport gemeinsam mit unserem Lager- und Logistikteam organisiert werden. Zu guter Letzt bin ich auch in die Trainings unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter eingebunden, was den Büroalltag noch abwechslungsreicher macht und mir auch sehr gut gefällt.

Was die Arbeit im Einsatz angeht, kann das ebenfalls sehr unterschiedlich sein. In Simbabwe handelt es sich zunächst um ein so genanntes Assessment. Wir machen vor dem eigentlichen Projektbeginn einen Vorausbesuch, um Bedürfnisse und Möglichkeiten zu erkunden, Vertragspartner und Helfer zu finden, sowie das Projekt in die Wege zu leiten. Solche Einsätze sind extrem wichtig, um die Arbeit am Schreibtisch zu unterstützen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es manchmal schwierig ist, die Probleme eines fremden Landes aus der Ferne zu verstehen.
So haben wir die Chance, Land und Leute kennen zu lernen und unser Projekt auf die reellen Bedürfnisse der dortigen Bevölkerung anzupassen, ohne die Kultur und die gängigen Gepflogenheiten eines Landes mit unseren "Schreibtischideen" zu überrennen und am Ziel vorbei zu schießen.
Wie lebt es sich als gebürtige Hessin mitten in Bayern?
Anders. Immerhin komme ich aus Offenbach, was ja nun doch ein eher größeres Städtchen ist und bin nun nach Immenhofen, mitten im Allgäu gelegen, gezogen. Hier werde ich morgens von Kühen begrüßt, die die Strasse vor meiner Haustür und vor allem vor meinem Auto grundsätzlich besonders schön markieren, was mich manchmal daran zweifeln lässt, ob ich wirklich ein blaues Gefährt besitze, oder ob es doch schon immer braun war.
Aber ich genieße es, so viele Seen um mich herum zu haben, in denen ich regelmäßig schwimmen gehe und ich liebe den Ausblick auf die Berge und die wunderschöne Natur. Ich glaube, eigentlich lebt es sich doch ganz gut in Bayern, wobei ich in meinem Herzen wohl immer ä wascheschter Hesse bleibbe werd.
Vielen Dank für das Gespräch. Alles Gute für die Reise nach Afrika und den Einsatz im Simbabwe.
Bitte unterstützen Sie unsere geplante Hungerhilfe in Simbabwe mit einer gezielten Spende. Vielen herzlichen Dank.
humedica e. V.
Stichwort "Simbabwe-Hilfe"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren
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