
Flut und Cholera in Benin: Kleines Land in großer Not
Es regnet in Strömen. Ohne Regenjacke, Schirm oder Gummistiefel laufen die Menschen barfuss durch die Straßen, in denen das Wasser steht. Zwei junge Frauen fahren mit einem Boot zu ihrem Haus, um ihre persönlichen Sachen zu holen. Eine Mutter trägt ihr Baby in einer Plastiktüte durch das Wasser. Triefend nass sind die Menschen auf der Suche nach trockenen Plätzen.

Seit vier Monaten ist Regenzeit in westafrikanischen Benin. Wie jedes Jahr kämpfen die Menschen mit den Wassermassen. Doch dieses Jahr regnet es so stark wie seit 50 Jahren nicht mehr.
Heute war ich in einem Dorf bei Zagnanado, 100 km nördlich von Porto Novo. Es riecht modrig. Zerbrochene Krüge liegen auf der Erde. Verwüstete Feuerstellen neben eingesunkenen Lehmhütten und umgeknickten Palmen sind das Letzte, was bleibt.
Es ist still, fast unheimlich. Vor vier Wochen hat der Regen das zu Hause aller Bewohner zerstört. Seitdem sind die Familien vor dem Wasser und
Schlamm geflüchtet.
Jetzt leben sie notdürftig neben der Hauptstraße. Ihr Kochgeschirr haben sie mitgenommen. Es ist das Wertvollste, was sie haben. Etwas zum kochen und essen haben sie allerdings kaum. Einige Fische aus dem Fluss und Früchte von den Anbauflächen nebenan sind das Wenige, wovon sie sich ernähren. Mit Palmenzweigen und Holzstämme bauen die Menschen sich ein neues Dach über den Kopf.
Doch wenn der Regen alle ein bis zwei Tage zurückkommt, schwimmt auch dieses Dach wieder davon. Bis auf die Knochen nass sitzen sie dann im feuchten Sand. Es ist ein schreckliches Bild.
Bis jetzt wurden diese Menschen vergessen. Erst seit zwei Tagen bekommen sie sauberes Wasser. Medizinische Versorgung fehlt seit Wochen. Kinder husten und Babys schreien in der Enge der Menschen. Einige Kinder laufen nackt umher.

Ihr dicker Bauch und die dünnen Arme und Beine deuten auf Unterernährung und mögliche Würmer; das kann ich selbst als medizinischer Laie erkennen. Andere Krankheiten müssen untersucht werden. Auch muss ein Ausbruch von Epidemien im Notlager verhindert werden. Der Bürgermeister bittet uns dringend um Hilfe.
Unser erstes Team in Benin hat bisher in der Nähe von Cotonou über 700 Patienten behandelt. Vor allem der Zustand vieler Kinder war kritisch. Häufig sind sie an Malaria erkrankt. Einige Babys sind unterernährt. Erwachsene klagen über Schmerzen im ganzen Körper.
Ab morgen wird das Team an der Hauptstraße im Dorf von Zagnanado tätig sein. Wir möchten die Menschen und ihre Not nicht vergessen. Bitte vergessen auch Sie die Flutopfer in Benin nicht. Es ist ein kleines Land, aber das Leid ist groß. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Herzliche Grüße aus Benin.
Ihre Judith Kühl und das humedica-Team
humedica bittet Sie, liebe Freunde und Förderer, uns bei der Fluthilfe in Benin zu unterstützen. Helfen Sie uns bitte bei unserem Einsatz für die Opfer der Überschwemmungen mit einer Spende über unser Online-Formular oder auf folgendes Konto:
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