
Verteilung von Solarlampen in Flüchtlingscamp
Wie humedica im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel bringt, davon berichtet die erfahrene Koordinatorin Simone Winneg in ihrem Bericht über die aktuellste Hilfsmaßnahme in Äthiopiens Süden. Parallel zu der medizinischen Versorgung durch Ärzte und Pflegepersonal, verteilte humedica in dem Flüchtlingslager Melkadida Solarlampen.
„Stockfinstere Nacht in Melkadida. Ein langer Tag liegt hinter uns. Ärzte und Krankenschwestern haben, wie fast jeden Tag, rund 120 Patienten in den beiden humedica-Gesundheitsstationen im Flüchtlingslager Melkadida versorgt. Lebensrettende Medikamente konnten ihnen verschrieben und so ihre Allgemeinsituation ein wenig verbessert werden.
Heute ist allerdings alles ein bisschen anders gewesen als sonst. Wegen der heftigen Regenfälle ist der Fluss auf dem Weg nach Dollo Ado extrem angestiegen und wir konnten mit unserem Auto nicht zurück zu unserer eigentlichen Basis.
Nachdem dies bereits mehrfach passiert ist, sind wir auf diesen Fall vorbereitet: Unterkunftsmöglichkeiten sind in Melkadida hergerichtet - zwar in Zelten, aber mit allem Wichtigen, was man für ein oder zwei Nächte braucht. Strom gibt es keinen. So sitzen wir am Lagerfeuer und merken, wie dunkel es hier ist.
In der Stadt Dollo Ado ist es für uns einfach: Dort brauchen wir nur den Generator anzuschalten und schon leuchtet die Glühbirne. Aber in den Zeltstädten in Melkadida gibt es keinen Generator. So bleibt über uns nur der Sternenhimmel und in unseren Händen die Taschenlampen.
Das, was für uns Ausnahmezustand ist, ist für die Flüchtlinge in den Camps der Normalzustand. Niemand hier hat Strom und nicht alle besitzen eine Taschenlampe. Batterien sind zwar nicht teuer, halten aber meist nur wenige Tage. Das Leben nach Sonnenuntergang, der hier immer schon um 18 Uhr ist, kann nur mäßig bestritten werden.
Schulkinder haben kaum eine Möglichkeit, ihre Hausaufgaben zu machen. Selbst Kochen und der Haushalt stellen in der Dunkelheit eine Herausforderung dar. Ganz zu schweigen von dem großen Sicherheitsrisiko, wenn die Flüchtlinge nachts ohne Licht durch das Camp zu den Toiletten laufen müssen.
Wenn nicht der Mond hell auf die Landschaft scheint, ist es tatsächlich stockfinster. Man sieht kaum seine eigene Hand vor Augen und der Regen verwandelt das Camp und die Wege in riesige Schlammpfützen, in denen man schnell ausrutscht, wenn man nicht genau aufpasst und nicht sieht, wo man hintritt.
Eine langfristige Lösung für das Problem der Dunkelheit, die keine Folgekosten für die Flüchtlinge mit sich bringt - Batterien werden unnötig, weil der Akku mit Solarlicht jeden Tag neu aufgeladen werden kann.
Gemeinsam mit der Firma toughstuff, die sich mit ihren Produkten besonders in der Entwicklungsarbeit engagiert, wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt. Insgesamt 6.000 Lampen sollen an Flüchtlinge verteilt werden - das sind 60 Prozent der Haushalte, die es in Melkadida gibt.
Doch leichter gesagt als getan! Das Solar-Paket, das humedica den Flüchtlingen zur Verfügung stellt, beinhaltet ein Licht, die Solarzellen zum Aufladen und eine Anleitung. Drei Einheiten, die zunächst gepackt werden müssen. 20 fleißige Helfer aus dem Flüchtlingscamp und fünf Tage haben wir gebraucht, um aus 18.000 Einzelstücken die gewünschten 6.000 Pakete zu packen.
Doch damit waren die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen. Denn die Solarlampe ist nicht einfach eine Taschenlampe, sondern hat darüber hinaus bestimmte Funktionsweisen, die wir den Flüchtlingen gut erklären mussten, so dass sie die Lampen richtig benutzen und lange davon Gebrauch machen können.
Dafür war toughstuff-Mitarbeiterin Miriam Furze eigens aus England nach Äthiopien gereist und führte ein spezielles Training für die Verteilungshelfer durch, damit sie den Gebrauch der Solarlampen erklären können. Zwei Stunden Training, Rollenspiel und Rückfragen später, wussten alle wie die Lampen funktionieren: was das Panel macht, was die Lampe macht und wie man sie auflädt.
Dann kam endlich der große Tag und die Verteilung konnte beginnen. Da wir nicht alle Haushalte komplett abdecken konnten, mussten wir ein Kriterium festlegen, nach dem die Empfänger bestimmt wurden.
In diesem Fall war es die Familiengröße. In Melkadida hat die größte Familie 13 Mitglieder. Mit dieser Familiengröße beginnend, arbeiteten wir uns dann schrittweise vor zu den Familien mit 12 Mitgliedern, 11 Mitgliedern, 10 Mitgliedern und so weiter, bis wir alle Lampen verteilt hatten.
Anhand von Listen, die UNHCR uns zur Verfügung stellte, kontrollierten wir die Rationskarten, die jeder Flüchtling bei der Registrierung bekommt und mit der er Anspruch auf Essen und alle anderen Leistungen im Camp bekommt.
Am ersten Tag haben wir Familien mit einer Größe von 13 bis acht Mitglieder fast komplett erreichen können. Das sind mehr als 700 Menschen, und ein guter Anfang. In den kommenden Tagen werden die anderen Familiengrößen folgen, die um vieles zahlreicher sind: allein aus sieben Familienmitgliedern bestehen mehr als 800 Haushalte.
Noch ein großes Stück Arbeit, das vor uns liegt, bis wir die kompletten 6.000 Lampen an die Flüchtlinge verteilt haben und jeder mit einem guten Licht versorgt ist.
All das, liebe Freunde und Förderer, ist nur möglich dank Ihrer Unterstützung und Ihrer Hilfe. Ich bedanke mich im Namen von unserem Team hier vor Ort, im Namen der Flüchtlinge und all derer, deren Lebenssituation sich dank Ihnen ein wenig verbessert hat.
Bitte unterstützen Sie auch weiterhin unser Engagement in den Flüchtlingscamps in Dollo Ado.
humedica e.V.
Stichwort "Hungerhilfe Afrika"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren
Mit herzlichen Grüßen und Gottes Segen.
Ihre
Simone Winneg“