
Hilfe auch für traumatisierte Opfer - „Dankbarkeit und Lebensfreude der Menschen ist fast grenzenlos“
Kurz nach den ersten Meldungen zu den verheerenden Erdrutschen in der Region um Nova Friburgo und Teresópolis, reiste die Krankenschwester Katrin Hoffmann mit dem zweiten humedica-Einsatzteam nach Brasilien. Im Katastrophengebiet versorgte sie gemeinsam mit ihren Kollegen verletzte Opfer des Unglücks und Überlebende, die durch die schrecklichen Ereignisse traumatisiert waren.
Mit großzügiger Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland entsandte humedica Hilfskräfte in die betroffene Region, nachdem anhaltende sintflutartigen Regenfällen zu Erdrutschen führten, die bislang über 700 Tote und tausende Verletzte forderten.

Nach ihrer Rückkehr aus Brasilien gab uns Katrin Hoffmann einen Einblick in ihre Erlebnisse und Eindrücke von ihrem Hilfseinsatz im Katastrophengebiet in dem südamerikanischen Land:
„An einem Sonntag führte uns unser Weg in eine kleine Ortschaft namens „Gira-Sol“, was sich in etwa mit „Sonnenblume“ übersetzen lässt. Medizinische Hilfe hatte dieses Dorf bis dahin noch nicht erreicht. Das ganze Ausmaß der Zerstörung ist noch deutlich sichtbar: viele Häuser sind weggeschwemmt, in den Straßen türmen sich meterhoch die Haufen roten Lehmbodens.
Entwurzelte Bäume, Steine, Schutt, Hausrat, sogar Autos. Alles, was die Schlammlawine mit sich gerissen hat, häuft sich hier an. Dazwischen spielen Kinder. Ein kleines Stück Normalität in dieser unwirklich anmutenden Situation nach dieser furchtbaren Katastrophe.
Die Straßen sind gefüllt mit zahllosen Baggern und LKWs, die den roten Schlamm abtransportieren und so ein Weiterkommen erst wieder ermöglichen. Strommasten werden wieder aufgerichtet, Häuser vom Schlamm befreit.
Überall arbeiten die Menschen fleißig unter der heißen Sonne Brasiliens, die langsam die nassen Erdmassen trocknet und in dichten, roten Staub verwandelt.
In Gira-Sol sollte dieser Tag ein besonders eindrucksvolles Erlebnis für unser Team bereithalten. Eine schwer traumatisierte etwa 50-jährige Frau namens Maria kam wie erstarrt in unsere mobile Ambulanz, die wir soeben aufgebaut hatten.

Sie berichtete uns von den Erdrutschen. Sie erzählte, wie sie die Schlammlawine heranrollen sah und wie ihr dieses Bild immer wieder erschien, sobald sie ihre Augen schloss. Sie und ihre Familie haben durch die Katastrophe alles verloren, was sie hatten.
Das Wichtigste für sie war aber, dass ihre gesamte Familie überlebt hatte und es ihnen allen körperlich gut gehe. Das Schwierigste für Maria war es nun, dieses furchtbare Erlebnis zu verarbeiten.
Um ihr dabei zu helfen, wandte unser Arzt das sogenannte EMDR-Verfahren an. Dazu wird zunächst ein sicherer Ort geschaffen, an dem sich der Betroffene emotional geborgen fühlt. Anschließend schildert der Patient das traumatisierende Erlebnis, wobei er mit seinen Augen dem sich bewegenden Finger des Therapeuten folgt.
Dadurch soll der Blick nicht mehr nach innen, sondern nunmehr nach außen gerichtet werden. Sobald der Betroffene emotional zu sehr in das traumatisierende Erlebnis zurückfällt, wird er mithilfe eines Anker-Reizes wieder an den sicheren Ort zurückgeführt.
Unsere Patientin Maria konnte sich ihren Kummer während der Behandlung herausweinen und beruhigte sich zunehmend. Es gelang ihr, das Erlebte ein erstes Mal zu bearbeiten und eine neue Sicht- und Herangehensweise an das Problem zu finden.
Nach nur ungefähr einer halben Stunde intensiver Zuwendung wirkte unsere Patientin mit dem geblümten Kleid wie ausgewechselt. Deutlich gelöster und entspannter stand sie auf, bedankte sich herzlich bei allen und ging.

Zwei Tage später arbeiteten wir wieder in Gira-Sol. Unsere letzte Patientin an diesem Tag war Maria. Sie erzählte uns, wie ihr das Erlebnis, das sie so sehr belastet hatte, schon lange vergangen scheint. Ihre Augen strahlen und sie scheint ihre alte Lebensfreude langsam wieder zu erlangen.
Momente wie diese sind es, die unserer Arbeit so viel Freude verleihen. Die Dankbarkeit und Lebensfreude der Menschen hier ist fast grenzenlos. Überall wurden wir freundlich empfangen - selbst von Fremden.
Wir bewunderten die große Solidarität und gegenseitige Hilfe, sowie den Zusammenhalt, der die Menschen in dieser Katastrophe noch enger hat zusammenrücken lassen.“
Liebe Freunde und Förderer von humedica. Wir werden auch weiterhin alle unsere Anstrengungen fortsetzen, um den Opfern der schrecklichen Erdrutsche, tatkräftig zur Seite zu stehen. Bitte unterstützen Sie uns dabei, den betroffenen Menschen in Brasilien in ihrer Not zu helfen.
humedica e. V.
Stichwort „Erdrutsch Brasilien“
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