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Helfen im Niger: Klinik vor Einweihung - Der Regen ist da

Seine deutsche Heimat Biberach hat Sebastian Frank für drei Monate verlassen, um beim von humedica finanzierten Klinikbau in Kollo (Niger) unterstützend Hand anzulegen. Sebastian absolvierte nach seiner Ausbildung zum Elektriker noch ein Diplom-Studium mit Fachrichtung Gebäudetechnik. Im letzten Teil seines Tagebuchs erzählt Sebastian von dem segensreichen Regen und Abschiedsschmerz.

Seine deutsche Heimat Biberach hat Sebastian Frank für drei Monate verlassen, um beim von humedica finanzierten Klinikbau in Kollo (Niger) unterstützend Hand anzulegen. Sebastian absolvierte nach seiner Ausbildung zum Elektriker noch ein Diplom-Studium mit Fachrichtung Gebäudetechnik. Im letzten Teil seines Tagebuchs erzählt Sebastian von dem segensreichen Regen und Abschiedsschmerz.

20. Mai, gegen 18 Uhr abends: Der erste Regen kündigt sich an, nicht wie in Deutschland mit Blitz und Donner, nein hier mit einem aufziehendem Sandsturm, ich habe so was noch nie erlebt.

Der Himmel färbt sich orange/bräunlich, man sieht wie sich Sandsturm von der Wüste aus in Richtung Hauptstadt nähert, binnen weniger Minuten ist es stockdunkel, da das Sonnenlicht durch den aufgewirbelten Sand verdrängt wird. Und dann geht es los, der Regen in einer Gewalt die ich nicht beschreiben kann, etwa eine Stunde lang.

Als ich nach dem Regen nach Hause komme, entdecke ich, dass sich in meinem Zimmer ein kleiner See auf dem Boden gebildet hat. Der Regen hat seinen Weg durch Dach, Fenster und Türen ins Hausinnere gefunden, gut gefunden. Die nächsten Stunden bin ich damit beschäftigt das Wasser von innen nach außen zu befördern. Diese unfreiwillige Beschäftigung hat aber auch ihren Vorteil, so ist in diesem Zug die Wohnung auch gleich mal nass ausgewischt.

Auch auf dem Gesicht des Nachtwächters stellt sich nach diesem Regen ein Grinsen ein, als ich ihn drauf anspreche meint er, nach diesem Regen muss er die nächsten Tage mal nicht den Garten gießen. Ich schaue mir den Garten an und sehe vor lauter Wasser keinen Garten mehr.

Die Räumlichkeiten des ersten Krankenhaus-Gebäudes sind fast bezugsfertig, Ende dieser Woche plane ich den ersten Teil der Ausstattung nach Kollo zu fahren. Offiziell sind wir ja ein wenig im Bauverzug, aber das scheint hier niemanden (außer mich manchmal) zu stören. Man ist fertig, wenn man fertig ist. Die Baufertigstellung hat sich nach den Arbeitern zu richten und nicht der Arbeiter nach der geplanten Baufertigstellung. Dazu passt folgender Spruch, der seit kurzem meinen Schreibtisch ziert:

"Übe dich in Geduld, lerne sie kennen!"

Die erste afrikanische Weisheit ist, Geduld nicht nur zu haben, sondern sich auch gedulden zu können. Wer hier keine Geduld aufbringt, wird
schlicht und einfach und ziemlich schnell verrückt.

Daneben zeigt mein Thermometer schon wieder stolze 39°C an, es wird wohl wieder warm werden heute. Niamey, so hat mich die letzten Tage die Nachricht erreicht, ist wohl die wärmste Hauptstadt der Welt.

Über zwei Monate bin ich jetzt schon hier, es verbleiben noch etwa drei Wochen. Drei Wochen, die ich hier bleiben darf, drei Wochen auf die ich mich freue, auf jeden einzelnen Tag mit den Menschen hier und mit der Arbeit am Krankenhaus.

Mit dem folgender Wahrheit, die mir vor kurzem auf einem Zettel Papier in die Hand gedrückt wurde, grüsse ich ganz herzlich alle Leser dieser Seite und Unterstützer dieses Projekts.

"Das Glück ist nicht abhängig von der Menge der Dinge, die wir besitzen, sondern wie viel Freude wir an dem haben, was wir haben."
(Autor unbekannt)