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+++ Erste Berichterstattung aus Tacloban +++

Gemeinsam mit einem medizinischen Einsatzteam von <strong>humedica</strong> befindet sich Medienkoordinatorin Margret Müller aus Berlin nun seit drei Tagen in Tacloban - der Stadt die der Super-Taifun "Haiyan" nahezu dem Erdboden gleich machte und dessen Bewohner aktuell gegen unvorstellbares körperliches und seelisches Leid kämpfen. In ihrem ersten Bericht aus Tacloban, erzählt Margret Müller von dieser Stadt und ihren Menschen und zeichnet ein Bild dramatischer Zerstörung:

Gemeinsam mit einem medizinischen Einsatzteam von humedica befindet sich Medienkoordinatorin Margret Müller aus Berlin nun seit drei Tagen in Tacloban - der Stadt die der Super-Taifun "Haiyan" nahezu dem Erdboden gleich machte und dessen Bewohner aktuell gegen unvorstellbares körperliches und seelisches Leid kämpfen. In ihrem ersten Bericht aus Tacloban, erzählt Margret Müller von dieser Stadt und ihren Menschen und zeichnet ein Bild dramatischer Zerstörung:

"Am Morgen gibt es plötzlich viel Autolärm. Menschen haben begonnen die Tankstelle anzuzapfen. Relativ geordnet stehen sie in Schlangen und warten darauf, ihre Kanister zu füllen. Die Straßen sind voll. Unzählige sind auf dem Weg zum Flughafen. „Weg hier!“ Sie fürchten das, was noch kommen kann.

Kurze Zeit später hat die Armee wieder die Kontrolle über die Tankstelle übernommen. Aber eine unruhige Stimmung bleibt.

Wir bauen unsere Klinik in der Nähe unseres Wohnortes auf, um das Sicherheitsrisiko zu verringern. Schnell verbreitet sich die Nachricht, das Ärzte in der Gegend sind. Wieder einmal bemerken wir, wie gut die Menschen miteinander kommunizieren und Neuigkeiten verbreiten.

Mit Trommelzeichen alarmieren sie einander. Dieses Nachrichtensystem leistet sicher auch einen Beitrag zum Gefühl der Beunruhigung, das in der Luft liegt.

Unsere Klinik haben wir heute an einem ruhigen Ort aufgebaut, er wirkt fast wie eine Oase, die es uns ermöglicht, in einem intakten Vorgarten zu arbeiten und den Patienten auch eine Verschnaufpause geben zu können. Wieder sind wir vor allem mit Wundversorgung beschäftigt. Selbst kleine Wunden können hochgefährlich für die Menschen werden. Viele besitzen keine Schuhe, laufen barfuß oder in Flip Flops durch Brackwasser und über die Schutthaufen.

Unser Ziel ist es, vor allem diese infizierten Wunden zu reinigen, auszuschaben, zu verbinden, teilweise lokale Mini-OPs durchzuführen und die Menschen mit Antibiotikum zu versorgen, damit sie die gefährlichen Entzündungen überstehen.

Wir sahen heute Wasserverteilungen und Menschen, die Reis trocknen, doch der Mangel an Nahrung und Wasser ist trotzdem unübersehbar. Was ist wichtiger? Sicherheit? Essen? Trinken? Hygiene? Wo anfangen?

Die Eindrücke des Tages, die vielen Menschen, Gerüche, Bilder, Begegnungen und Eindrücke verarbeiten wir nachts durch Gespräche. Der Appetit ist uns etwas vergangen. Während des Tages vor unseren Patienten zu trinken oder zu essen geht einfach nicht. Wie schlafen sie jetzt? Auf dem kalten, nassen Boden? Wo schlafen die Kinder, die ihre Eltern suchen? Was essen sie?

Wie lange kann man ohne Wasser in der Sonne den weiten Weg zum Flughafen durchhalten? Wie lange in der endlos wirkenden Menschenschlange warten? Wie schaffen die Menschen es, immer saubere Kleidung zu tragen? Wie ertragen sie es, in dem Verwesungsgeruch zu leben?

Wie verarbeiten sie das Trauma der schrecklichen Stunden des Sturmes, der Flutwellen, des in den Wellen treibens, des Kampfes ums Überleben und den Anblick derer, die dieses gerade verlieren? Wie schalten sie auf den Überlebensmodus und behalten dennoch ein Lächeln?

Leny, unsere Gastgeberin, erzählt uns abends von ihren Ängsten um ihre Stadt, die sie so liebt, ihr Land, dass von Katastrophe zu Katastrophe getrieben wird, der Angst um ihre Familie. Es bricht ihr das Herz, dass immer mehr Menschen den einzigen Ausweg in der Flucht sehen. Wie soll dieses Land je wieder aufstehen? Die letzte Katastrophe, ein Erdbeben, liegt nicht lange zurück.

Wer ist jetzt noch da? Bevor hier wieder Alltag möglich ist, wird es vielleicht schon die nächste Katastrophe geben. Wo können die Bürger ihrer Stadt ihr Trauma verarbeiten? Wo können sie anfangen, ihre Existenz wieder aufzubauen? Wie kommt man von Null zu Eins?

Vieles wird mir immer unklar bleiben. Gleichzeitig sind wir so dankbar für jedes zusätzliche Lächeln, dass wir einem Menschen geben können, für jeden Augenblick, in dem sie von ihren Erlebnissen berichten können, ihr Leid ausdrücken können, für jede Hilfe, jede Lebenshoffnung, jede Aufmerksamkeit, jede Linderung und hoffentlich Heilung, die wir diesen Menschen geben können.

Es bleibt der Tropfen auf dem heißen Stein, doch letzterer wird noch sehr lange heiß bleiben. Daher brauchen wir noch viel viel mehr Tropfen. Dafür benötigen wir Ihre Hilfe."

Liebe Freunde und Förderer, bitte unterstützen Sie die Menschen auf den Philippinen in diesen schweren Stunden mit einer konkreten Spende und werden Sie zu einem Retter in der Not. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Taifun Philippinen"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren