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Ein Zahnarzt mit Mission

Spritzen, Zähne ziehen, bohren - für den Großteil der deutschen Bevölkerung ist der Gedanke an den Zahnarzt mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden. Gleichzeitig klopft das Herz wild und laut, weil es natürlich wieder an der Zeit für den halbjährlichen Kontrollbesuch wäre.

Spritzen, Zähne ziehen, bohren - für den Großteil der deutschen Bevölkerung ist der Gedanke an den Zahnarzt mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden. Gleichzeitig klopft das Herz wild und laut, weil es natürlich wieder an der Zeit für den halbjährlichen Kontrollbesuch wäre.

Für die Bewohner des äthiopischen Flüchtlingslagers Melkadida sind diese Art Gedankenspiele ein unvorstellbares Luxusproblem. Am Existenzminimum lebend, spielt die Zahnpflege für viele somalische Flüchtlinge keine bedeutende Rolle. Ein Umstand, dem der ehrenamtliche humedica-Zahnarzt Eugen Schray mit seinem Einsatz entgegenwirkt.

Für vier Wochen reiste der Mediziner aus Süddeutschland nach Äthiopien, um dort nicht nur Zähne zu ziehen, sondern auch die ortsansässigen Krankenpfleger zahnmedizinisch auszubilden. humedica-Koordinatorin Linda Zimmermann war dabei:

„Ich habe praktisch alles dabei - und bin autonom einsetzbar!“ Dr. Eugen, wie er hier von Anfang an von allen genannt wurde, grinst und präsentiert stolz seinen Arztkoffer mit Spritzen, Handschuhen, Desinfektionsmittel, Mundspiegeln, Tupfern und verschiedenen Werkzeugen.

„Das war gar nicht so einfach, den hierher zu bekommen, ich hatte mehr als das Doppelte des erlaubten Gewichts dabei! Aber bei den Worten ‚Zahnarzt’ und ‚Flüchtlingslager’ hat der Herr am Flughafenschalter mal ein Auge zugedrückt. Und hier sind wir nun, mein Koffer und ich.“

Die beiden jungen Männer neben ihm sind sichtlich beeindruckt von der importierten Kollektion und hören interessiert zu, als der Zahnarzt beginnt, ihnen die unterschiedlichen Instrumente zu erklären.

humedica-Krankenpfleger Teddy und Fekadu, Health Officer der Äthiopischen Flüchtlingsbehörde ARRA, werden in den kommenden Tagen lernen, lokale Anästhetika zu setzen und Zähne zu ziehen, um auch nach der Abreise von Dr. Eugen Zahnschmerzen behandeln zu können.

„Früher konnten wir leider nicht viel machen und haben die Patienten mit Schmerzmitteln wieder nach Hause geschickt“, sagt Teddy. „Ich bin sehr gespannt auf das Training und freue mich, mehr über Zahnbehandlungen zu lernen, um dann damit unseren Patienten in Zukunft besser helfen zu können.“

Dr. Eugen nickt: „Im Vergleich zu Deutschland müssen wir hier etwas anders behandeln und unsere Möglichkeiten bleiben limitiert“, und fügt hinzu: „und leider haben wir hier praktisch keine Alternative zum Zähneziehen. Doch zumindest haben die Patienten dann keine Schmerzen mehr.“

Muslima ist die erste Patientin heute Morgen - sie hat seit mehreren Tagen Zahnschmerzen. Gemeinsam mit den anderen Flüchtlingen hat die junge Frau geduldig auf ihre Behandlung gewartet und blickt nun erwartungsvoll auf Dr. Eugen.

Mit geübtem Auge beginnt der Zahnarzt die Untersuchung und erklärt seinen beiden Assistenten, warum drei der Zähne gezogen werden müssen. Bei der anschließenden Spritze verzieht Muslima kurz das Gesicht, aber hält tapfer still und bringt am Ende sogar ein kleines Lächeln über ihre Lippen.

Ein paar Stunden, 53 Patienten und 81 gezogene Zähne später, blicke ich in erschöpfte Gesichter. „Das sieht man in Deutschland auch nicht alle Tage… - so viele Zähne, die gezogen werden müssen! Damit hatte ich nicht gerechnet. Und die Hitze hier ist auch ganz schön anstrengend. Aber Teddy und Fekadu machen das gut und lernen schnell, ich bin sehr zufrieden“, fasst Dr. Eugen seinen ersten Tag zusammen.

Neben Teddy und Fekadu bildet Dr. Eugen in den kommenden Tagen noch zwei weitere Health Officers für die zahnmedizinische Basisbehandlung aus. Seine Schüler überwachen gespannt jeden Handgriff des deutschen Zahnarztes und werden im Umgang mit ihren eigenen Patienten immer sicherer. Nicht lange und Teddy behandelt täglich mehrere kranke Frauen und Männer ohne fremde Hilfe. Eine großartige Leistung, die ohne Dr. Eugen nicht möglich geworden wäre.“

Dank großzügiger Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland kann humedica den Menschen in Melkadida mit einer umfassenden medizinischen Versorgung beistehen. Bitte werden auch Sie, liebe Freunde und Förderer, Teil dieser Arbeit und unterstützen Sie unsere Hilfsmaßnahmen mit einer konkreten Spende. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Hungerhilfe Afrika“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren