
Bericht Leogane: Gute Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen
Nach einer ausführlichen Übergabe des Koordinators Michael Krimpmann und seiner Abreise zusammen mit einem Teil unseres Ärzte-Teams beginnt heute mein erster „richtiger“ Arbeitstag als Koordinatorin für unser humedica-Team in Leogane.
Wir leben hier auf dem großen Compound einer Schule, die seit dem Erdbeben geschlossen ist und einigen Hilfsorganisationen als Unterkunft und Zentrale dient.
Zwischen den einzelnen Organisationen hat sich eine ausgesprochen positive Zusammenarbeit entwickelt, wie ich sie in diesem Ausmaß noch nie erlebt habe. Es ist ein tägliches Geben und Nehmen.
Das Technische Hilfswerk kümmert sich zum Beispiel um die Wasserversorgung und hat Duschen und Dixiklos aufgestellt. Außerdem dürfen wir ihre Waschmaschine mitbenutzen und sie bieten am Abend eine warme Mahlzeit an.

Eine kubanische Hilfsorganisation kümmert sich vor allem um die Behandlung und Betreuung von Frauen und Kindern. Schwangeren ermöglichen sie, wenigstens halbwegs geschützt in einerm Zelt zu entbinden.
Die Freunde der Erziehungskunst Rudolph Steiner e.V. spielen und kochen mit und für die Kinder. Mit diesem Einsatz bringen sie wieder ein bisschen mehr Freude in die vom Erdbeben erschütterte Region. Die Hilfsorganisation NAVIS versorgt größtenteils die chirurgischen Patienten während die internistischen Fälle von unseren humedica-Ärzten behandelt werden.
Hinter uns liegt eine anstrengende, aber erfolgreiche Woche. In enger Zusammenarbeit mit NAVIS konnte einer unserer Ärzte an drei Tagen über 400 Patienten in einer mobilen Klinik behandeln. Ein Großteil der Patienten litt an Parasitenbefall, aber auch Durchfallerkrankungen, Magenbeschwerden, Mittelohrentzündungen und infizierte Wunden waren keine Seltenheit.
Als Behandlungsplätze wurden Orte rund um Léogâne ausgesucht, an denen die Patienten seit langem keine medizinische Versorgung mehr erhalten hatten. In unserer Ambulanz konnten pro Arzt und Tag meist mehr als 50 Patienten versorgt werden. D.h. in dieser Woche wurden über 500 Patienten von humedica-Ärzten versorgt.

Die Krankheitsbilder ähnelten denen der mobilen Klinik. Zum Teil waren sie aber auch so schwerwiegend, dass wir Patienten nach einer Erstversorgung mit fiebersenkenden Mitteln und Infusionen ins Feldlazarett der Kanadischen Armee bringen mussten.
Es traten auch bereits einige Malariafälle auf.
Momentan wirkt es hier relativ ruhig und wenn ich mich den ganzen Tag hier im Camp aufhalte, bekomme ich von dem zurückliegenden Erdbeben eigentlich nur wenig mit.
Es hat sich eine scheinbare Normalität eingestellt. Trotzdem liegt eine kaum greifbare Spannung in der Luft. Letzte Woche gab es zwei kleinere Nachbeben und es kursieren die wildesten Theorien, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Erde noch einmal beben wird und wenn ja, mit welcher Stärke.
Was uns jedoch momentan noch viel mehr Sorgen bereitet, sind die vereinzelten, teilweise aber recht kräftigen Regenfälle der letzten Tagen, die die Regenzeit ankündigen. Kaum vorstellbar, wie die Menschen, die ihr Zuhause bereits beim ersten Beben vor fünf Wochen verloren haben und nun unter Planen, Zelten und Tücher leben, diese Nachbeben unbeschadet überstehen sollen.

In der nächsten Woche werden wir mit dem neu eingetroffenen Ärzteteam unsere Aktivitäten in den entlegeneren Gebieten weiter ausweiten. Damit hoffen wir noch mehr leidenen Menschen eine Anlaufstelle bieten zu können.
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende, damit wir möglichst vielen Menschen helfen können.
humedica e.V.
Spendenstichwort "Erdbeben Haiti"
Konto 47 47
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