Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien Anfang Februar, bei denen zigtausende Menschen starben, entsandte humedica ein medizinisches Team in die Region, welches in einem provisorischen Zeltlager nördlich von Gaziantep die Menschen behandelte, die alles verloren haben – ihr Zuhause, Angehörige, ihre Existenz. Sieben Einsatzkräfte, fünf Ärztinnen und Ärzte sowie zwei Koordinatorinnen flogen mit dem Flugzeug ins Katastrophengebiet, zwei weitere, Caro und Christian, brachten das Zelt sowie dringend benötigte Hilfsgüter per Auto in die Katastrophenregion. Was das Team bei dem Einsatz erlebte, erzählen die Einsatzkräfte hier:

Michael (Facharzt für Allgemeinmedizin; Notarzt)

„Vor ein paar Tagen kam eine Mutter mit ihrem vier Wochen alten Säugling, der in einem schlechten Zustand war, beinahe apathisch. Die Mutter konnte nach dem Erdbeben nicht mehr stillen – das passiert häufig nach einem psychischen Trauma. In ihrer Verzweiflung hatte sie das Kind mit Wasser und Zucker ernährt. Das kann schnell zu einer kritischen Verschlechterung führen. Wir haben noch am gleichen Tag an das Alter adaptierte Nahrung besorgt, was im Erdbebengebiet nicht einfach war, und der Mutter die Pakete gegeben. Nicht nur in solchen Fällen agieren wir über unsere basismedizinische Hilfe hinaus: Während der Behandlungen stößt man schnell auf die emotionale Verletzung, welche die Betroffenen erleben mussten – es bricht aus ihnen heraus. Wir sprachen mit einem Patienten über seine Verletzung am Fuß und fragten, wie er im Zelt zurechtkäme – unmittelbar erzählte er, dass er 18 Stunden unter Trümmern gelegen habe. Ein anderer Mann beschrieb, wie er zwei seiner Enkel tot aus den Trümmern ziehen musste. Es ist wichtig, dass wir uns, neben der regulären Behandlung, Zeit für solche Gespräche nehmen, die Patentinnen oder Patienten in den Arm nehmen und trösten.“

Manuela (Internistin)

„Einen Tag nach ihrer Behandlung kam eine Patientin mit Geschenken vorbei, darunter zwei kunstvoll mit Spitze verzierte Handtücher, ein Waschlappen in Erdbeerform und ein wunderschönes Tuch mit selbstgemachten, bunten Häkeleien. Ich trage es seither jeden Tag. Es kommt immer wieder zu solch besonderen Begegnungen: In einem ruhigen Moment kam die Großmutter einer Familie auf mich zu. Sie schlang ihre Hände um meinen Hals, weinte, und wir hielten uns mehrere Minuten. Da kamen auch mir die Tränen.

Die Menschen im Camp können tagelang nicht duschen, fast jeden Tag brechen die sanitären Anlagen zusammen und es braucht dann eine Weile, bis diese wieder repariert sind. Deswegen haben wir Angst, dass Infektionskrankheiten – wie Magen-Darm-Infekte, Cholera oder Typhus – ausbrechen. Die Krätze geht schon rum. In den Zelten, in denen die Menschen leben, gibt es zwar kleine Öfen, aber bei der Eiseskälte wird kaum gelüftet – es ist stickig und voller verbrauchter Luft. Die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung besteht. Dem sind sich viele Leute nicht bewusst. Um aufzuklären, laufen wir durch die Camps. Zudem besuche ich täglich einen schwer krebskranken 47-Jährigen, der mit seiner Familie in einem solchen Zelt ausharren muss. Wir wollen es ihm möglichst angenehm machen – denn wir nehmen an, dass er aufgrund seiner schweren Erkrankung bald sterben wird.“

humedica-Koordinatorin Nora im Gespräch mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Innenministerin Nancy Faeser, die die Gesundheitsstation von humedica besucht haben.

Nora (Koordinatorin; Lehrerin)

„Jeder Katastropheneinsatz bringt Herausforderungen mit sich: Diesmal fing es damit an, unsere 300 Kilo Übergepäck durch den Zoll zu bekommen. Inhalt davon war das Medikit – eine Ausstattung, um 3000 Patientinnen und Patienten zu behandeln. Außerdem ist es besonders wichtig, die Sicherheit des Teams zu gewährleisten: Schlafen wir in einer Unterkunft oder in Zelten? Was ist sicherer vor Nachbeben? Wir entschieden uns für ein Hotel, mussten dort aber besonders aller Notfallvorkehrungen bewusst sein und den Notausgang zugänglich machen. Die ersten Tage gab es nur kaltes Wasser und keine Heizung. Sogar mit warmen Klamotten im Schlafsack und unter Decken froren wir, da die Heizung nicht funktionierte. Vor unserer Ankunft hatte das humedica-Assessment-Team bereits Vorabsprachen getroffen, sodass wir einen Platz bekommen haben, um unsere Behandlungszelte aufzustellen. Allerdings: Das Behandlungszelt war noch nicht angekommen. Zufälligerweise, wie es so ist, hatte eine andere Organisation einen Behandlungscontainer, aber deren Ärztinnen und Ärzte waren noch nicht vor Ort. Somit konnten wir uns super ergänzen, bis ein weiteres Team von humedica das Zelt brachte.“

Logistiker Christian beim Aufbau des Behandlungszeltes, welche mit einem Kleinbus in die Türkei gebracht wurde.

Christian (Logistiker)

„Nach circa 42 Stunden Fahrtzeit – samt Autopanne, Schneesturm und einer langwierigen Nacht beim türkischen Zoll – sind Carolin und ich mit Hilfsgütern im Erdbebengebiet angekommen. Im Transporter hatten wir unter anderem das medizinische Einsatzzelt. Kaum aus dem Auto ausgestiegen, packten alle lokalen Ortskräfte mit an – und trotz Sprachbarriere stand das Zelt nach einer kurzen Zeit. Obwohl wir uns zunächst fremd waren, entwickelte sich ein beeindruckender Teamgeist. Diese besonderen Begegnungen werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.“

Annerose, im Hauptberuf Kinderkrankenschwester, ist im Einsatz für die Apotheke zuständig.

Annerose (Kinderkrankenschwester)

„Ich bin für die Apotheke von humedica zuständig. Die Patentinnen und Patienten kommen nach der Behandlung mit einem Rezept zu mir und ich dosiere ihre Medikamente. Ein Dolmetscher hilft mir, ihnen mitzuteilen, wie sie diese einnehmen müssen. Wir haben einen ganz besonderen Übersetzer: Einen 16-Jährigen, der selbst vom Erdbeben betroffen war. Tagelang ist er gehumpelt – unser Arzt Michael hat ihm dann einen großen Glassplitter aus dem Fuß gezogen. Seither unterstützt er uns – und er ist eine solche Bereicherung! Zusammen mit ihm habe ich eine Liste mit den wichtigsten türkischen Wörtern erstellt: ‚Hallo! Eins, zwei, drei, vier. Früh, mittags, abends, nachts. Danke. Bitte.‘ Mein Türkisch verbessert sich stetig.

Es kommt immer wieder zu besonderen Begegnung: Gestern kam ein Junge mit Kopfschmerzen – es hat sich herausgestellt, dass er seine Brille verloren hat – und das bei einer Dioptrien von -4. Er sieht kaum noch etwas. Ich hatte selbst mal eine solche Situation, das ist wirklich schlimm, da du nichts mehr erkennst und quasi aufgeschmissen bist. Deine Sinne müssen sich furchtbar anstrengen. Daher hatte er extrem gerötete Augen. Aufgrund des Erdbebens haben Optiker leider geschlossen. Wir gaben ihm eine Augensalbe und Schmerztabletten. Aber wir versuchen auch die Ursache zu lösen und geben alles, ihm eine passende Brille zu beschaffen.“

Der Einsatz in der Türkei war der erste von Koordinatorin Theresa.

Theresa (Koordinatorin; Juristin)

„Im Krisengebiet angekommen, mussten schnell Übersetzerinnen und Übersetzer gefunden werden. Auf sie muss sich das Team verlassen können, schließlich geht es um die Gesundheit der Betroffenen. Wir haben unter anderem zwei Sprachlehrerinnen und eine Physik-Studentin für unser Team gewinnen können. Auch sie mussten das Erdbeben miterleben – verloren Freunde und Angehörige. Die Angst eines Nachbebens begleitet sie permanent. Das Elternhaus einer Übersetzerin ist zerstört, tagelang suchte sie nach ihren beiden Katzen. Wir achten darauf, dass die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten zu keiner Retraumatisierung führt. Schließlich sind es grausame Schicksale, von denen uns täglich berichtet wird. Da die Familien hier sehr groß sind, hat nicht selten jemand zwölf oder mehr Familienmitglieder verloren. Täglich gibt es berührende Momente: Bei einem Gang durchs Camp ist mir eine ältere Frau aufgefallen, die vor ihrem Zelt saß. Wir haben uns angeschaut und sind uns in die Arme gefallen. Sie hat geweint und mich gar nicht mehr losgelassen. Dann hat sie für unser Team gebetet.“

Carolin und Christian brachten das Zelt und anderes Equipment mit dem Auto in die Türkei.

Carolin, Logistikerin
„In einer ruhigen Minute hat unsere Ärztin Anna angefangen, die Gesichter der kleinen Patientinnen und Patienten mit Farbe zu bemalen. Die Kinder hatten große Freude – für einen kurzen Moment, so schien es, haben sie ihr Leid vergessen. Dann gibt es wiederum Momente, die den Atem stocken lassen: Ein Junge hatte durch das Erdbeben beide Beine verloren. Er fragte die Psychologin unserer Partnerorganisation, ob seine Beine wieder nachwachsen werden.“

Ablenkung ist wichtig nach einer Katastrophe. Deshalb fand Notärztin Anna Zeit, die Kinder zu schminken.

Anna (Ärztin)

„Ein Patient, 17 Jahre, hatte miterleben müssen, wie seine Mutter unter den Trümmern begraben wurde und starb. Er selbst lag unter dem Schutt, sein Finger eingequetscht. Nach der Rettung musste die Fingerkuppe amputiert werden. Solch bewegende Schicksale begegnen uns jeden Tag: Ich erinnere mich an einem Mann, der vor dem Behandlungszelt saß – zusammengesackt auf einem Stuhl. Durch das Erdbeben hatte er seinen 18-jährigen Sohn verloren. Seine Frau erzählte, dass er seit dem nicht mehr spreche – ein seelischer Zusammenbruch. Unsere Ärztin Hansi, Psychotherapeutin, nahm sich Zeit und redete rund eine Stunde mit ihm. Er hat versprochen, nun regelmäßig zu kommen. Es gibt viele Menschen, die durch das Erdbeben schwer traumatisiert wurden. Das Zusammenleben in den engen Zelten führt zu Spannungen. Eine Frau wurde mit dem Rettungssanitäter zu uns gebracht. Es stellte sich heraus, dass sie einen schrecklichen Streit mit ihrem Mann hatte – seit dem Erdbeben lebt die Familie zu siebt in einem Zelt, geschätzt auf etwa [acht] Quadratmetern. Alle haben wahnsinnige Angst vor einem Nachbeben. Der Streit führte dazu, dass Sie eine Panikattacke mit Brustschmerzen bekam. Sie wollte sich aus dieser Lage befreien, ist nach draußen gerannt und dort zusammengebrochen. Wir hoffen, wir können den Menschen auch eine seelische Stütze sein.“

Hansi ist ärztliche Leiterin des Teams. Sie kümmert sich um körperliche wie seelische Beschwerden gleichermaßen

Hansi (Chirurgin, Psychotherapeutin, Psychoonkologin)

„Zu uns kam ein Mann mit schweren Verbrennungen an den Unterschenkeln. Da er operiert werden muss, haben wir ihn in ein Krankenhaus überwiesen. Aus Angst vor einem Nachbeben während der Narkose hat sich der Patient geweigert, im Krankenhaus zu bleiben. Aufgrund der guten Kooperation mit anderen Organisationen konnten wir ihn in ein professionell ausgestattetes Zeltkrankenhaus einer anderen Organisation verlegen, in dem er nun behandelt wird. Zwischen all dem Leid gibt es auch rührende Momente: Eine junge Frau, schwanger, hatte das Gefühl, dass sich ihr Baby nicht mehr bewegt. Sie war in großer Sorge, dass dem Kind während des Erdbebens etwas passiert sei. Meine Kollegin Anna hat glücklicherweise ihr Ultraschallgerät mitgenommen. Es war sehr emotional für uns alle, als wir gesehen haben, wie das kleine Herz schlägt.“

Vor allem durch Gipfel wie den Mount Everest bekannt, bietet Nepals Natur auch abseits sportlicher Aktivitäten große Herausforderungen. Naturkatastrophen gehören hier zum Leben dazu. Wie die Nepalesen gelernt haben, damit umzugehen.

Langsam und stetig, beinahe rhythmisch kämpfen sich die Fahrzeuge, Menschen und Tiere auf Nepals Straßen voran. Rund sechs Stunden brauchen wir für die 160 Kilometer von Nepalgunj, das im Westen Nepals liegt, nach Chaurjahari, wo wir das Krankenhaus besichtigen wollen, das humedica unterstützt.

Auf unserem Weg fahren wir an bunten Häusern in Kastenform vorbei, gelb pinkrosa und grün wechseln sich ab. Teilweise kann man auch die roten Ziegel sehen, aus denen sie gebaut sind. Je ländlicher es wird, desto einfacher werden auch die Hütten, manche scheinen ganz aus Lehm zu sein. Irgendwann hört dann die Straße auf, zumindest das, was wir als Straße bezeichnen. Stattdessen: Festgefahrener hellbraun-gelblicher Boden.

Wobei das „fest“ von der Jahreszeit abhängt. „In der Regenzeit fahren die Menschen halt soweit sie kommen“, erzählt Thomas Meier, Partnership und Communications Manager beim Partner Human Development and Community Services (HDCS) und für humedica koordinierend in Nepal tätig. Als wir einen Blick aus dem Fenster werfen, sehen wir eine Autorikscha, die sich gerade durch ein etwa 40 Zentimeter tiefes Schlagloch kämpft.

Das Krankenhaus in Chaurjahari ist abgelegen. Die Straße wird immer abenteuerlicher: Auf der einen Seite des Weges wird der Abhang immer steiler, auf der anderen Seite die Berge immer höher, sodass man das Gefühl bekommt, nördlich des Krankenhauses könne nicht mehr viel kommen. Trotzdem ist es zentraler Anlaufpunkt für viele Menschen aus der Umgebung. Manche tragen ihre Angehörigen und Freunde bis zu drei Tage auf einer Trage dorthin, damit ihnen geholfen wird.

Binisha mit ihrem Mann und ihrem neugeborenen Sohn.

Eine von ihnen ist Binisha*. Die 22-Jährige war schwanger und hat sich auf den Weg gemacht, als ihre Wehen einsetzten. Vier Stunden Fußweg sind es von ihrem Zuhause bis nach Chaurjahari. Ihr Mann hat sie getragen, ihre Mutter kam mit. „Ich kannte das Krankenhaus schon vorher und wollte deshalb auch unbedingt zur Geburt herkommen“, erzählt Binisha. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte: Sie hatte wenig Fruchtwasser und benötigte einen Kaiserschnitt. „Jetzt bin ich überglücklich“, lacht die frisch gebackene Mutter während sie ihren kleinen Sohn präsentiert.

Wie wir erfahren, sind viele Geschichten hier im Krankenhaus aber nicht mit so einem freudigen Ereignis verbunden. Viele der Patienten leiden an Verbrennungen, weil in Nepal oft noch an einer offenen Feuerstelle gekocht wird. Die häufigsten Verletzungen sind allerdings orthopädischer Natur: Bauern rutschen im steilen und während der Regenzeit schlammigen Gelände aus; Frauen, die im Wald auf Bäume klettern, um Futter für das Vieh zu sammeln, fallen herunter; schlecht gewartete Busse kommen von den unebenen Straßen ab und stürzen im schlimmsten Fall den Abhang hinunter. Gründe für Brüche gibt es in Nepal viele.

Welche dramatischen Auswirkungen so ein Sturz haben kann, hören wir von Bikram, den wir im Parbat-Gebiet treffen. Nachdem wir eine der sich ewig windenden Bergstraßen entlanggefahren sind, halten wir nahe eines Abhangs. Von dort geht es zu Fuß einen schmalen langen Weg zu Bikrams Haus, das malerisch gelegen ist. Doch so schön die Gegend in der Trockenzeit auch wirkt, so gefährlich ist sie während der Regenzeit. Das musste Bikram am eigenen Leib erfahren, als er vor zehn Jahren ausrutschte. Die Folge: Eine Querschnittslähmung.

Bikram und seine Frau präsentieren die Handwerksarbeiten, die Bikram selbst herstellt.

„Ich bin hier dank meiner Familie und unseren Nachbarn. Sie haben für den Transport ins Krankenhaus zusammengelegt, sodass ich sofort operiert werden konnte. Hier im Dorf beschimpft mich auch niemand als behindert, Sie unterstützen mich alle“, erzählt Bikram gerührt. Diese Unterstützung machte ihm Mut, weiterzumachen. Er lernte, wie er kleine Hocker selbst herstellen kann, die er dann auf dem Markt verkauft. Und auch kleinere Reparaturen an dem Rollstuhl, den er durch humedica und den Partner International Nepal Fellowship (INF) erhalten hat, führt er selbst durch. „Durch meinen Unfall habe ich gelernt, wie wichtig es ist, den Mut und das Vertrauen in sich selbst nicht zu verlieren. Man muss weiter etwas tun. Ich gebe nach wie vor, was ich kann. Das hat mir geholfen, meinen Frieden mit dieser Sache zu machen“, verrät Bikram.

Den Menschen in Nepal machen aber nicht nur Knochenbrüche zu schaffen. Wie gewaltig die Natur ist, welche Kraft sie hat, merkt man hier deutlicher als in Deutschland. „Wenn durch einen Erdrutsch die Straße versperrt ist oder sogar weggespült wurde, wird einfach drumherum gebaut. Je weiter man ins Gebirge kommt, desto eher ist das dann aber nicht mehr möglich“, erzählt uns Meier, als wir an eine solche Abbruchkante kommen. Erdbeben, Erdrutsche und Sturzfluten: Mehrere Tausend solcher kleinen Katastrophen gibt es in Nepal jährlich.

Auch Gita lebt in so einem Gebiet, das die Natur fest im Griff hat: Überflutungen sind in Raptisonari nichts Ungewöhnliches. Ein Großteil der Bevölkerung lebt dadurch am Existenzminimum, denn jedes Mal, wenn der nahe liegende Fluss auf ein Vielfaches seiner normalen Größe anschwillt, ist alles verloren, was vor den Wassermassen nicht gerettet werden kann. Viele Menschen haben deshalb nichts mehr. Sie müssen jedes Mal wieder von Null anfangen. humedica hat deshalb mit dem Partner INF Nepal ein Projekt gestartet, durch das sich die Menschen langfristig etwas aufbauen können, das ihnen niemand nehmen kann.

Gita zeigt ihr neu erworbenes Wissen an der Nähmaschine.

So hat Gita einen Nähkurs besucht. Gerade einmal vier Monate später hat sie schon so viele Aufträge, dass sie damit ihre Familie versorgen kann. Als wir sie besuchen, näht sie gerade ein Nachthemd für eine Kundin. Traditionelle Kleidung ist in der ländlichen Gegend besonders gefragt. „Ich interessiere mich aber mehr für moderne Kleidung, auch wenn die Nachfrage nicht so hoch ist. Da würde ich gern noch mehr lernen und ausprobieren. Am liebsten würde ich irgendwann auch selbst Kurse geben“, verrät sie schüchtern lächelnd.

Gitas Zukunftspläne, Bikrams Mut, Binishas Freude: Es sind die Menschen, die die Reise durch Nepal so besonders gemacht haben – und in einer Welt voller Katastrophen auch mir Hoffnung gegeben haben.

„Wenn Du einmal die Detonation einer Bombe gehört hast – das vergisst Du nie“

„Ich bin Ärztin – ich habe einen Eid darauf geschworen, anderen Menschen zu helfen“, erklärt Yulija. Sie ist selbst Mutter – trotzdem oder genau deswegen fährt sie immer wieder in die Nähe der Frontlinie, um anderen Frauen und ihren Kindern zu helfen. Yulija ist bei einem Krankenhaus in Kyiv angestellt. Regelmäßig fährt sie aber mit sogenannten mobilen Kliniken in Gebiete, wo die Gesundheitsversorgung nicht so gut ist wie in der Hauptstadt. Seit im Februar der Krieg in der Ukraine begonnen hat, ist das fast überall im Osten der Fall – vor allem da, wo gekämpft wird oder gekämpft wurde.

Hilfe vor allem in den umkämpften Gebieten

„Hier in Kyiv gibt es genügend gute Ärzte,“ sagt Yulija. „Ich möchte dort helfen, wo meine Hilfe dringender gebraucht wird.“ Deshalb steigt sie immer häufiger in die zu kleinen Krankenhäusern umgebauten Rettungswägen und fährt Stunde um Stunde Richtung Kriegsgebiet. „Es ist nicht nur die medizinische Hilfe, die wir leisten,“ berichtet sie. „Die Menschen haben durch uns auch das Gefühl, dass das Leben weiter geht und dass jemand an ihren Sorgen Anteil nimmt.“ Viele von Yulijas Patienten haben alles verloren und sind traumatisiert. „Wenn Du einmal gehört hast, wie eine Bombe wenige Häuser von Dir entfernt detoniert – das vergisst Du nie.“

Die Trauer um ihre Angehörigen ist allgegenwärtig in der Ukraine. Foto: PFR

humedica unterstützt die mobilen Kliniken, mit denen Yulija unterwegs ist, finanziell. „Es werden immer mehr zu mobilen Kliniken umgebaute Krankenwägen benötigt und die brauchen medizinische Geräte,“ erklärt Felix Dekant, der bei humedica das Projekt betreut. „Ich bin den Spendern sehr dankbar, die diese Hilfe möglich machen.“

Hilfe wird in den ukrainischen Kriegsgebieten quasi überall benötigt. Seit Beginn der Kampfhandlungen Ende Februar machen sich deshalb Woche für Woche LKW von der humedica-Zentrale in Kaufbeuren aus auf den Weg Richtung Osten. „Sie haben meist Medikamente und andere medizinische Güter geladen, mit denen wir Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen im ganzen Land unterstützen,“ erklärt Damien Marion, der bei humedica die Hilfsgütertransporte koordiniert. „Darüber hinaus verteilen unsere Partner Lebensmittel an all diejenigen, die durch den Krieg alles verloren haben. Jetzt im Winter ist es kalt. Strom fällt immer wieder aus. Energie zum heizen ist kaum zu bekommen. Wir verteilen deshalb auch Brennholz und Generatoren.“

Egal ob umgebauter Krankenwagen oder Gemeinderaum: Die Ärzte behandeln die Menschen dort, wo immer es möglich ist.

Katia und ihr Sohn Tymur sind dankbar für diese Hilfe. Die Ärztin und ihr neunjähriger Sohn flohen kurz nach Kriegsbeginn aus ihrem Dorf in der Nähe von Kyiv – gerade noch rechtzeitig. Nachdem sie weg waren, wurde es komplett zerstört. Wer fliehen wollte, wurde umgebracht. Unterwegs gerieten die beiden in Bombenbeschuss. „150 Meter von uns weg klaffte plötzlich eine Lücke in einem Wohnblock, in die vier Kleinbusse passten.“ Tymur kommen die Tränen, wenn er daran zurückdenkt. Immer wenn er ein Geräusch hört, wird er wachsam. Jetzt sind die beiden erstmal in Sicherheit – so es die gibt in einem Land, in dem Krieg herrscht.

Die Weihnachtspäckchenaktion „Geschenk mit Herz“ hat zum Jahreswechsel mehr als 82.000 Kindern weltweit eine ganz besondere Freude gemacht. Die meisten Geschenke wurden in Bayern gepackt und dann mit LKW nach Osteuropa gebracht, wo sie an bedürftige Kinder verteilt wurden. Dank finanzieller Spenden konnte die Hilfsorganisation humedica, die hinter der Aktion steckt, aber auch gut 13.000 Päckchen in Überseeländern wie Brasilien, Niger, Äthiopien oder Sri Lanka packen und verschenken.

Insgesamt wurden dieses Mal 82.228 Kinder überall auf dem Erdball beschenkt. Allein in Bayern packten unzählige Helfer 68.994 Päckchen für Kinder in Rumänien, Albanien, Serbien, Moldawien, Bulgarien und dem Kosovo. Bis kurz vor Weihnachten war unklar, ob Lieferungen auch in die Ukraine möglich sind. „Wir sind sehr froh, dass es schließlich doch geklappt hat und wir mehr als 10.000 Kindern eine kleine Ablenkung vom Krieg verschaffen konnten,“ erzählt Damien Marion, der bei „Geschenk mit Herz“ für die Betreuung der Partner vor Ort zuständig ist. Verteilt werden die Weihnachtspackerl in der Regel in Waisen- oder Krankenhäusern sowie Kindergärten und Schulen. Empfänger sind Kinder, die unter schwierigen Bedingungen aufwachsen müssen und auch im weiteren Verlauf des Jahres von humedicaoder Partnern der Organisation unterstützt werden.

Es gibt so viele Kinder auf dieser Welt, die in elenden Verhältnissen leben müssen. Ihnen zu Weihnachten eine Freude machen zu können, ist jedes Jahr aufs Neue ein tolles Erlebnis“, sagt „Geschenk mit Herz“-Aktionsleiterin Roswitha Bahner-Gutsche. „Unser herzlicher Dank geht an die fleißigen Päckchenpacker, aber auch die vielen ehrenamtlichen Helfer, ohne die diese Aktion nicht möglich wäre.“

Wie hier in der Ukraine machten die „Geschenke mit Herz insgesamt mehr als 82.000 Kindern weltweit eine ganz besondere Freude. Foto: humedica

Durchgeführt wird die Weihnachtspäckchenaktion „Geschenk mit Herz“ von der Hilfsorganisation humedica mit Sitz in Kaufbeuren. Päckchenpacker aus ganz Bayern packen die „Geschenke mit Herz“ entsprechend einer speziellen Packliste. Neben Utensilien für die Schule, Hygieneprodukten wie Duschgel oder einer Zahnbürste und Spielzeug enthalten die Päckchen auch etwas Warmes. „Bei den Verteilungen herrschen oft Minusgrade. Dennoch treffen wir bei den Verteilungen immer wieder Kinder ohne Schuhe oder nur in dünner Kleidung, weil sich ihre Eltern warme Kleidung schlichtweg nicht leisten können,“ erklärt Aktionsleiterin Roswitha Bahner-Gutsche. “Deshalb ist es wichtig, dass immer auch Handschuhe, eine Mütze oder ein Schal im Päckchen landen.“

Wer sein Päckchen gepackt hat, gibt dieses in einer der rund 1.600 Sammelstellen in ganz Bayern ab. Von dort wird es dann durch ehrenamtliche LKW-Fahrer abgeholt und ins humedica-Hauptquartier in Kaufbeuren gebracht, wo wiederrum ehrenamtliche Helfer jedes einzelne Paket versandfertig machen und darauf kontrollieren, ob auch wirklich das drin ist, was reingehört. „Immer wieder kommt es vor, dass Menschen wichtige Produkte der Packliste vergessen,“ erklärt Bahner-Gutsche. „Dabei ist es uns wichtig, dass alle Päckchen ungefähr gleichwertig sind, damit niemand enttäuscht ist. Manchmal fischen wir leider auch Dinge aus den Päckchen, die wenig kindgerecht sind.“    

Möglich ist die Aktion neben den Päckchenpackern und unzähligen ehrenamtlichen Helfern vor allem dank der Unterstützung durch Sternstunden e.V. sowie des Medienpartners Radio Bayern 2.

Auch außerhalb Europas macht „Geschenk mit Herz“ Jungen und Mädchen eine Freude. Wer in Deutschland nicht selbst ein Päckchen packen möchte, kann die Aktion auch finanziell unterstützen. In Ländern wie Äthiopien, Sri Lanka, Brasilien, Kolumbien, Simbabwe, oder Togo packen Partner von humedicadank der Spenden direkt am Ort die Päckchen. Das erhält nicht nur die Wertschöpfung im jeweiligen Land, es spart auch Transportkosten. Auf diese Weise konnten bei Geschenk mit Herz weitere 13.234 bedürftige Kinder eine ganz besondere Weihnachtsfreude erleben.

32 Kamele, 26 Kühe und 135 Ziegen besaß Hawa mal – jetzt sind sie fast alle tot. Was die Tiere produzierten, davon konnten die alleinerziehende Mutter und ihre fünf Kinder leben – den Rest verkauften sie. Hawas Mann starb, als sie mit dem jüngsten Kind schwanger war – seitdem muss die 49-jährige die Familie allein durchbringen. Alles andere als einfach im Süden Somalias, wo es seit über vier Jahren nicht geregnet hat. „Die Böden sind ausgetrocknet. Es wächst dort kaum noch etwas. Wir hatten einen Brunnen, doch der ist versiegt,“ erzählt Hawa. „Wasser zuzukaufen konnte ich mir nicht leisten – das ist viel zu teuer.“

Also verließ sie schweren Herzens ihre Weideflächen und zog mit ihrer Familie nach Dollow, wo es große Flüchtlingslager gibt. Bevor sie in Dolow ankam, war sie mehrere Tage dorthin unterwegs und erinnert sich noch sehr genau an die Strapazen der Reise: „Wir wussten nicht, wo wir die nächste Mahlzeit hernehmen sollten. Tagelang hatten wir nichts zu essen. Wir mussten um Wasser betteln, denn die Wasserstellen waren versiegt. Wo es noch Wasser gab, war es verunreinigt. Wasser aus Flaschen gibt es nur in den großen Städten und für viel Geld. Das konnten wir uns nicht leisten,“ berichtet Hawa. Sie ist froh, jetzt Hilfe zu bekommen.

Mit Lebensmittelgutscheinen Hunger bekämpfen

Über den örtlichen Partner „Kaalmo Relief & Development“ (KRD) versorgt humedica Hawas Familie und viele andere im Camp mit Lebensmitteln. Die Familie erhält Gutscheine, die sie im Geschäft gegen Reis, Bohnen, Zucker, Reis und Weizenmehl eintauschen kann. „Das hilft, dass ich meine Familie wieder ernähren kann“, erzählt Hawa dankbar.

„Das Gutscheinsystem, das wir in Dollow anwenden, hat gleich mehrere Vorteile“, erklärt Vjollca Racaj, die bei humedica für das Projekt in Somalia verantwortlich ist. „Die Familien können das essen, was sie mögen und wie es ihrer traditionellen Ernährung entspricht. Da wird nichts vorgegeben. Dadurch, dass die Gutscheine bei örtlichen Händlern eingelöst und die Lebensmittel nicht einfach verteilt werden, unterstützen wir außerdem die örtliche Wirtschaft. So erhalten wir die Lebensgrundlage auch für die örtlichen Händler und schaffen Arbeitsplätze für sie.“

Auch Mohammed freut sich über die Unterstützung. Der Vater von neun Kindern hätte nie damit gerechnet, für das Hilfsprogramm von KRD und humedica ausgewählt zu werden. „Ich musste mich entscheiden, schicke ich meine Kinder zur Schule oder kaufe ich essen“, erzählt er. „Jetzt stellt sich die Frage nicht mehr. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Dank Ihrer Spende konnten wir das Leben der Familien von Hawa und Mohammed verändern. Bitte bleiben Sie mit uns an der Seite der Menschen am Horn von Afrika.  

Nach dem schweren Erdbeben im Süden der Türkei plant die Kaufbeurer Hilfsorganisation humedica ein Einsatzteam zu entsenden. Dieses soll zunächst die Situation im Katastrophengebiet sondieren und weitere Hilfe vorbereiten. Bei dem schweren Erdbeben der Stärke 7,9 sind am Montagmorgen über 1.000 Menschen ums Leben gekommen. Unzählige wurden verletzt oder verloren ihr Obdach. Die türkische Regierung in Ankara hat um Unterstützung gebeten.

„Wir wollen heute noch unsere Einsatzkräfte alarmieren und hoffen dann, so bald als möglich im Katastrophengebiet helfen zu können“, erklärt humedica-Vorstand Johannes Peter. „Ziel des Teams ist es, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Die Lage vor Ort ist unübersichtlich. Ein Wintersturm behindert die Rettungsarbeiten.“

Das Erdbeben hatte Montag früh die Menschen im Süden der Türkei aus dem Schlaf gerissen. Erst nach und nach werden die genauen Opferzahlen und Folgen der Katastrophe deutlich. „Neben medizinischer Hilfe brauchen die Menschen in einer solchen Situation in der Regel Hilfsgüter wie Lebensmittel oder Decken“, weiß Peter.

Auf diesem digitalen Teamtag freuen wir uns auf Einblicke des medizinischen Teams, welches in der Türkei in einem Zeltlager zeitweise die Gesundheitsversorgung übernommen hat.

Auch wollen wir einen kurzen Einblick in die laufenden Projekte in der Türkei und der Ukraine geben.

Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit!

Wann?

Am Freitag, den 21. April von 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr

Wo?

Digital per Zoom

    WIR FREUEN UNS AUF DICH!

    Seit vielen Jahren führt humedica zusammen mit dem christlichen lokalen Partner Prison Fellowship (PF) medizinische Einsätze in Gefängnissen in Uganda, Togo oder auch dem Sudan durch. Die Menschen in den Gefängnissen haben häufig unterschiedliche Hintergründe, einige sind dort ohne Verurteilung oder warten auf ihr Gerichtsverfahren. Was alle gemeinsam haben ist eine fehlende medizinische Versorgung. In den Gefängnissen fehlen Ressourcen und Fachkräfte, um die Insassen zu versorgen, die dort oft auf engstem Raum leben. Im Oktober diesen Jahres war nun Dr. med. Silke Grünberg mit einem humedica-Team im Sudan, um ihnen zu helfen.

    Heiße 38 Grad Celsius erwarteten uns, als wir am Abend des 15. Oktobers in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, aus dem Flugzeug stiegen. Für die meisten Teammitglieder nichts Neues, denn bereits im Vorjahr war das Team zum Einsatz im Sudan gewesen. Damals mussten wir unsere Arbeit wegen eines Militärputsches vorzeitig beenden und einige Tagen im Hotel ausharren – denn auch der Flughafen war infolge der Ereignisse gesperrt.

    Ankommen im Sudan und ein herzliches „Hallo“

    Dieses Mal konnten wir am Flughafen viele alte Bekannte aus den vergangenen Einsätzen herzlich begrüßen. Allen voran Mama Niamat, eine rüstige Dame in den Siebzigern, die es sich – trotz diverser Gebrechen – nicht hat nehmen lassen, uns persönlich in die Gefängnisse zu begleiten und dort die Administration zu übernehmen. Und ebenso Margaret, eine taffe Enddreißigerin, die für uns die komplette Logistik, wie Hotelübernachtungen, Essen und Inlandsflüge, übernommen hat und immer mit Rat und Tat an unserer Seite stand.  

    Nach der Eröffnungszeremonie mit mehreren sudanesischen Generälen und dem deutschen Botschafter nahmen wir am Tag nach unserer Ankunft unsere Arbeit auf.

    Fußfesseln, die betroffen machen

    Für die nächsten drei Tage hieß es dann, den mehr als 7.000 Inhaftierten des Gefängnisses in Al-Huda zu helfen. Einige von ihnen haben Fußketten, die bei jedem Schritt rasseln. Dieses Geräusch, diese Ketten machten uns sehr betroffen, denn die Gefangen mit Fußfesseln sind die, die zum Tode verurteilt wurden. Die Inhaftierten werden nicht in Al-Huda hingerichtet. Dafür werden sie in ein anderes Gefängnis gebracht und dort erhängt. Für mich war besonders dramatisch, dass der Gefangene selbst nicht weiß, wann das passieren wird: Morgen? Oder in drei Jahren?

    Trotzdem konnten wir auch Verbesserungen seit unserem letzten Besuch in Al-Huda feststellen: Es wurde eine Krankstation eingerichtet mit Röntgengerät, Zahnarztstuhl und einem Labor.

    Frauen mit Familie – im Gefängnis

    Als Nächstes stand das Omdurman Frauengefängnis auf dem Plan. Auch dort waren wir schon alte Bekannte. Das Gefängnis ist immer etwas besonders, da die Frauen ihre Kinder dort bis zum fünften Lebensjahr bei sich haben. Deshalb haben wir dort auch immer eine große Anzahl von pädiatrischen Patienten – erfreulicherweise meist ohne schwere Erkrankungen, denn vor Ort gibt es ein Labor und zumindest einige Medikamente für Kinder.

    Sind die Kinder älter als fünf Jahre sollen sich die Familien der Insassen weiter um die Kinder kümmern. Ob das immer gelingt, ist für uns unklar. Falls es keine Angehörigen gibt, gehen wir davon aus, dass die Kinder auf der Straße leben müssen.

    Am 21.10.22 waren Proteste in allen größeren Städten angekündigt. Unsere Sicherheitskräfte waren besorgt und brachten uns von Khartum ins zirka 150 Kilometer südlich liegende Wad Madani. Das funktionierte reibungslos, nur arbeiten sollten wir an diesem Tag nicht mehr. Das Gefängnis dort würde uns erst am nächsten Tag in Empfang nehmen. Das „Willkommen“ war dafür umso größer, denn wir wurden mit einer Blaskappelle empfangen.

    Wie ein einfacher Sturz zu einer Behinderung wird

    Der gesundheitliche Zustand der Gefangenen war leider nicht besonders gut. Es zeigten sich viele Hautkrankheiten, wie Krätze und Pilzinfektionen der Haut sowie Infektionskrankheiten. Unsere Erfahrung als Mediziner sagt uns, dass das meist auf schlechte hygienische Zustände zurückzuführen ist. In Wad Madani bin ich Muhammad*, einem zirka dreißigjährigen, jungen Mann, begegnet. Er war sechs Monate zuvor gestürzt und hatte sich eine Kniescheibe gebrochen. Eine sachgemäße, zeitnahe Behandlung hatte nicht stattgefunden. Da die Kniescheibe die Sehne verbindet, die vom Schienbein zur Oberschenkelmuskulatur führt, ist er im Augenblick unfähig das Bein gestreckt zu halten. Es knickt bei jedem Schritt weg.

    Muhammad hat durch den Sturz eine Behinderung, die durch eine relativ einfache Behandlung zu verhindern wäre. Als Ärzte weisen wir bei unseren Besuchen im Gefängnis immer wieder auf solche Missstände hin und rieten, Muhammad solle in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Entscheidung darüber liegt allerdings in der Hand der Gefängnisleitung.

    Zurück in Khartum erwartete uns als nächstes ein Gefängnis, in dem auch politische Gefangene inhaftiert sind, unter anderem Omar al-Bashir, der ehemalige Präsident des Landes. Wir würden ihn während der Behandlungen allerdings nicht zu Gesicht bekommen.

    Es folgte ein dreitägiger Aufenthalt in Port Sudan und dem nahegelegenen Suakin. Die Zustände im Gefängnis in Port Sudan waren ähnlich wie in Khartum: Man scheint bemüht, eine gewisse Grundversorgung zu gewährleisten. Hingegen war im Gefängnis in Suakin, welches nur ein ganz klein ist und weit außerhalb liegt, der Bedarf an allem groß.

    Fazit: Die humedica-Gefängniseinsätze helfen!

    Nach der ereignisreichen Reise im Sudan, stelle ich fest: Es sind positive Entwicklungen in Bezug auf die medizinische Versorgung der Gefangenen zu erkennen, wie die Etablierung einer Krankenstation in Al-Huda und die Versorgung der inhaftierten Frauen und Kinder. Insgesamt konnten wir 2.034 Patinnen und Patienten behandelt und zusätzlich 361 zahnärztliche Behandlungen vornehmen.

    Auch war es bei Notfällen (wir hatten einige wenige) möglich die Patienten sofort zum Krankenhaus zu transportieren. Eine Tatsache, die früher nicht immer möglich war. Die stadtnahen Gefängnisse scheinen zudem mehr Austattung zu haben als die eher ländlich gelegenen. Die regelmäßigen Besuche eines humedica-Teams mit dem Partner PFI über viele Jahre haben meiner Meinung nach Früchte getragen. Eine gute Nachricht!

    *Name geändert

    „Das Besondere an ‚Geschenk mit Herz‘ ist diese unglaubliche Dynamik“, Roswitha Bahner-Gutsche ist voll dabei, wenn sie von „ihrer“ Aktion spricht. Sie leitet die Weihnachtspäckchenaktion von humedica seit vielen Jahren und weiß: „Geschenk mit Herz bringt alle zusammen.“

    Jung und Alt, Unternehmen und Privatpersonen, Männer und Frauen, Kinder und Erwachsene, die Menschen hier in Deutschland und die Kinder in Osteuropa und Übersee. Einfach jeder ist bei der Weihnachtspäckchenaktion von ­humedica mit Freude dabei. 2022 wird „Geschenk mit Herz“ 20 Jahre alt. „Es ist unglaublich, welche Energien die Aktion freisetzt. Jeder möchte ein Teil davon sein und Kinder in Not glücklich machen“, ist Bahner-Gutsche begeistert.

    Deshalb ist „Geschenk mit Herz“ auch so erfolgreich. Zwischen 70.000 und 85.000 Weihnachtspäckchen packen die Menschen in Bayern jedes Jahr. Diese werden dann in Kaufbeuren kontrolliert und anschließend per LKW nach Osteuropa transportiert. „Wie viele Menschen tatsächlich daran beteiligt sind, dass wir am Ende strahlende Kinderaugen sehen können, ist kaum abzuschätzen“, freut sich Bahner-Gutsche. „Es dürften Hunderttausende sein, vom Schulhausmeister über Unternehmen bis hin zu unzähligen privaten Initiativen. Einen großen Anteil unter den Päckchenpackern machen Kindergärten und Schulklassen aus. Viele Lehrer und Erzieher bauen das Thema Solidarität mit Ärmeren in den Unterricht ein und packen gemeinsam mit den Kindern Weihnachtspäckchen. Das Thema passt sehr gut zu St. Martin“, weiß Bahner-Gutsche.

    Dabei war „Geschenk mit Herz“ nicht immer so groß. „Wir haben vor 20 Jahren im Umkreis unseres Standortes Kaufbeuren begonnen“, erinnert sich humedica-Lagerleiter Hermann Schäffler an die Anfänge und erzählt weiter: „Damals waren es rund 900 Päckchen, die hier in der Stadt und den umliegenden Gemeinden gepackt wurden.“ Erst als ein paar Jahre später Sternstunden e. V. als Partner dazu kam und der Bayerische Rundfunk zunächst mit Radio Bayern 3, später mit Bayern 2 Medienpartner wurde, nahm die Aktion richtig an Fahrt auf. Die meisten „Geschenke mit Herz“ wurden im Jahr 2014 gepackt. Damals waren es mehr als 93.000.

    Die Päckchen werden nochmal liebevoll kontrolliert, bevor sie an die Kinder geliefert werden.

    Jedes einzelne gepackte Geschenk wird in der humedica-Lagerhalle noch einmal angeschaut. Deshalb ist es wichtig, dass Deckel und Paket jeweils extra beklebt sind und das Päckchen nur mit einem Gummiband verschlossen ist. Die Kontrolle sei notwendig, damit die Päckchen ungefähr gleichwertig sind, erklärt Bahner-Gutsche. „Man stelle sich vor, zwei Kinder machen miteinander ihre Geschenke auf. Eines ist prall gefüllt mit teuren Spielsachen, im anderen sind nur ein paar wenige Kleinigkeiten. Wie würden Sie sich als das Kind mit dem zweiten Geschenk fühlen?“ Die „Geschenk mit Herz“-Koordinatorin verweist auf die Packliste: „Dadurch, dass wir in der Packliste vorgeben, welche Dinge ins Päckchen gehören, wollen wir solche Ungleichheiten verhindern. Gleichzeitig haben die Päckchenpacker trotz der Liste noch immer genügend Freiräume, um ein individuelles Geschenk zu gestalten.“

    Die Kontrolle ist aber auch für etwas anderes gut. „Einmal habe ich eine Krankenkassenkarte aus einem Päckchen gefischt“, erinnert sich Bahner-Gutsche. „Ein Kind hatte sie bewusst, aber ohne Wissen der Mutter, ins Päckchen gepackt. Es habe dafür sorgen wollen, dass sich das Kind, welches das Paket erhält, auch eine gute medizinische Versorgung leisten könne.“ Über eine Kontaktaufnahme mit der Krankenkasse habe man die Karte schließlich zurückgeben können. Aber auch Autoschlüssel und andere Dinge, die aus Versehen ins Päckchen gerutscht seien, habe man laut Bahner-Gutsche schon gefunden.

    Paul Sandor Photography

    „Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre ‚Geschenk mit Herz‘ gar nicht möglich. Jedes Jahr nach St. Martin stehen sie in der humedica-Lagerhalle und kontrollieren Päckchen“, berichtet die Aktionsleiterin. Auch bei den meisten Sammelstellen, bei denen Päckchen überall in Bayern abgegeben werden können, sind Ehrenamtliche die treibende Kraft. Und die LKW, die die Päckchen von den Sammelstellen in die humedica-Zentrale in Kaufbeuren transportieren, werden ebenfalls ehrenamtlich gesteuert. „Viele dieser Fahrer nehmen sich extra Urlaub und freuen sich das ganze Jahr auf die Fahrten“, verrät Bahner-Gutsche. „Oft bringen die Kinder die von ihnen gepackten Geschenke persönlich zum LKW und schicken sie damit quasi auf die Reise zu einem anderen Kind.“ „Geschenk mit Herz“ verbindet eben.

    Etwas Besonderes geplant ist zum 20-jährigen Jubiläum der Aktion nicht. „Wie immer stehen die Kinder im Mittelpunkt“, erzählt Bahner-Gutsche. „Die strahlenden Kinderaugen am Anfang und am Ende der Aktion sehen zu können, ist für uns Fest genug. Wir hoffen für die nächsten 20 Jahre.”

    Vielen Dank für Ihr Interesse. Die Anmeldung für die Veranstaltung ist bereits beendet.

    Seit fast einem Jahr herrscht Krieg in der Ukraine. Durch die Kampfhandlungen wurde vielerorts die medizinische Versorgung stark in Mitleidenschaft gezogen. Infrastruktur wie Krankenhäuser und Kliniken sind beschädigt oder zerstört.

    Hier setzt die Hilfe von humedica an. Wir unterstützen Mobile Kliniken, um den Menschen in ehemals besetzten Gebieten eine kostenlose gesundheitliche Grundversorgung zu ermöglichen.

    Wir möchten Ihnen in einer interessanten Kurzveranstaltung zeigen, welche Leistungen die Mobilen Kliniken anbieten und warum diese Hilfe jetzt und in den kommenden Wochen und Monaten so wichtig ist. Melden Sie sich jetzt über das nachfolgende Formular an.

    Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

    Wann?

    Am Donnerstag, den 26. Januar von 12:05 Uhr bis 12:35 Uhr

    Wo?

    Digital per Zoom